23. Mai 2016

ganz große Kunst in Handmagie

So lobt man sich die Vergänglichkeit eines Sonntags. Bis zur Vor­stellung ist noch etwas Zeit. Also wird nach dem Frühstück das Handtuch geschnappt und mangels Wind ein entspannter Spazier­gang zur Schweinebucht unternommen, nur daß es zu so früher Stunde noch keine Schweine an den Nacktbadestrand getrieben hat. Der Atlantik ist ausnahmsweise wie ein Brett. Ergo hat man elend viel Sand und Ruhe für sich alleine. Das Wasser ist wegen des Mikroklimas in der geschützten Bucht etwas wärmer als vor Ort. So kann ohne Erfrierungen der tote Mann gegeben werden Auch als der wieder am Leben ist, hat sich immer noch kein Spanier hierher verirrt.

Eine Hundeschnauze wird aus der Tür gestreckt und beäugt mich, ob ich der komische Vogel sei, der nun malträtiert werden soll. Ist ja keiner weiter da. So mache ich an das Vorhaben, das Kabinett zu entern, da bauen sich die 20 kg Lebendmasse wie der Securitychef der Hollogan-Disco in voller Breite auf und fragen, was ich in seinem Schutzbereich will. In friedlicher Absicht reiche ich dem Kerl die Hand, anhand der er meine Eintrittsberechtigung erschnüffelt. Nur widerwillig macht er Platz, der für gefahrloses Vorbeikommen nicht ausreichend ist. Selbst der beherzte Griff an sein Hinterteil und ordentliche Schubkraft reichten nicht aus. Der Hund bewegt sich nicht einen Millimeter, weil er auf dem gekachelten Boden mit all seinen Muskeln Widerstand leistet.

Irgendwann neulich hatte ich was mit Muskeln sich irgendwas entgegenstemmen. Mir fällt das Beispiel jetzt nicht ein. Weiß ich auch nicht mehr.

Wenn man so entspannt und gedankenleer wie du bist, dann sollte man den Zustand einfach genießen, statt sich mit Denkaufgaben belasten, die völlig unwichtig sind.

Genauso mache ich das.


Der Hund hatte längst seine Ruheposition eingenommen. Die Vorführung ging los. Für zwei Minuten gab es noch Konversation zum Merksatz

Man kann seinen Körper nicht austricksen, auch nicht mit einem guten Gewissen.

Dann war auch schon sämtliche Energie entfleucht.

Gefühlte dreißig Minuten später kam die einzige Wortmeldung.

Ah ja. Es war die Leiche im Wohnmobil, die keine Muskelkraft mehr hat, sich ihrem Schicksal entgegenzustemmen.

Die nächsten 30 Minuten verschwanden in den Weiten des Weltalls, ehe ich mich langsam zurück ins Leben kämpfte.

Das war ganz große Kunst, Handwerkskunst, wenn man so will.

Die Pause dauerte vielleicht 3 Sekunden, war aber elend lang.

Inwiefern?

Zum Ende hin war in mir der tiefe Friede, bis in die letzte Zehnspitze. Der Körper war weg, das Gehirn ausgeschaltet. Herrlich. Versprochen, das werfe ich jetzt nicht zum Fenster raus. Der Körper darf alleine entscheiden, wie er damit umgeht. Da mische ich mich nicht ein. Mir geht es jusatemente richtig toll.

Dann bewahre dir diese Entspannheit.


Manchmal ist die deutsche Sprache richtig gut. Die ganze Theorie steckt in einem Wort. Entspannung. Die setzt immer den Zustand der Spannung voraus. Ohne Spannung keine Entspannung. Ich dachte, ich sei bereits total entspannt, da geht nichts mehr, dann kommt so eine Handwerkerin und weist mir nach, daß das ein grandioser Irrtum war. Da war noch elend viel Luft bis zum inneren Weltrfrieden, den sie einfach mal ausgelotet hat.

Nach der Siesta und dem Kaffee ist es auf einmal 17 Uhr 30 und man stellt erschüttert fest, daß der Tag schon wieder rum ist, ehe man überhaupt den ersten Gedanken darauf verschwendet, was man an einem lauschigen Sonnentag alles unternehmen kann.