26. November 2006

ein neuer Feind muß her

Und wenn es geht, ganz schnell.

Erst war es Thallium. Alle haben fleißig abgeschrieben und hinzugedichtet.
Dann war es Pollium. Alle haben die alten Artikel in den Papierkorb geschmissen und neue geschrieben. Mit Pollium als Thema.
Er hauchte "Putin wars". Einer hat es wohl gehört. Und gesagt, er habe es gehört.
Alle haben's aufgeschrieben, abgeschrieben und wieder waren die Medien voll.

Nur daß Putin in den vergangenen Wochen rein zufällig überhaupt nicht in London gewesen ist, das hat keiner bemerkt.

Fragen?

Wieso werden eigentlich keine Fragen zu Beresowsky gestellt? Vielleicht hatte der ja ein außerordentlich schnelles Interesse, seinen ehemaligen Beschützer langsam loszuwerden?

Und für wie blöd halten Journalisten eigentlich Putin? Der soll kurz vor einem Gipfeltreffen der EU einen Mord mit Zeitlupensterben angeordnet haben? Um sich damit einen Gefallen zu tun?

Und das sollen Journalisten sein, denen nicht einmal Fragen einfallen, wenn sie schon nichts wissen und das Nichtwissen auch noch seitenweise aufschreiben?

Den supergefährlichen Feind im Nahen Osten, den nimmt heute keiner mehr ernst und den Zeitungen kauft den keiner mehr ab. Terrorgefahr? Nach den hausgemachten Schlappen übers Jahr hinweg nimmt das auch keiner mehr ernst. Die zwei größten Terrorplots hierzulande, der mit den Koffern und der kürzliche am Flughafen Frankfurt wurden zu gigantischen Angstszenarien aufgebauscht und entpuppten sich kurz darauf als Kraftmeierei pubertierender und nicht gebraucht werdender Jugendlicher.

Die Vogelgrippe hat auch nicht richtig funktioniert. Und der FC Bayern München ist auch nur noch ein Schatten seiner glorreichen Vergangenheit. Sozusagen Fußball-Boulemie auf 22 Beinen, Magerkost bis zum abwinken. Wer sich diesen Club zum Feind nimmt, der ist feige.

Ein neuer Feind muß her. Doch woher nehmen? Keiner da, also wird der alte wieder vorgekramt. Bolschewiken sind es zwar keine, aber Russen. Und das ist schlimm genug.

Mister Bond übernehmen sie. Retten sie die Welt. Vor welcher Bedrohung auch immer. Hauptsache, sie kommt aus dem Osten.