Mit belangloser Wichtigkeit wälzte sich ein Menschenmenge gen Auditorium audiophilum.
Abstrahiert man von der Kleidung, könnte man denken, sich als staatsmännisch einschätzende Menschen fallen in Bayreuth ein, um belang- und klangloser Wagnermusik zu huldigen. Zumal das Alter des Pulks jenseits von Gut und Böse war, also 50 und drüber.
Zieht man die Kleidung in Betracht, dann waren es eher Proleten auf dem Weg zu familiärer Hausmusik.
Mark Knopfler lud zur Audienz und spielte höchstselbst dazu auf.
Altersgerechter Beginn. 20 Uhr. Rauf auf die Bühne, Maschinen angeworfen und volle Kraft voraus.
Die Anlage war so gut eingemessen, daß er, wie sonst üblich, keine drei Titel benötigte, um sie noch etwas einzupegeln. Zwei Akkorde reichten aus. Da, wo ich saß, war eine excellente Akustik. Genauso hatte ich es vor Jahren an gleicher Stelle bei Roger Waters erlebt.
Wenn es sein muß, kann Knopfler das Liedgut wie eine Sau durchs Dorf treiben. Es mußte sein. Das wurde in keinster Weise dadurch beeinträchtigt, daß eines seiner Bandmitglieder kein Saxophon spielen konnte.
Udo Lindenberg wurde für sein aktuelles Album von fleißig schreibenden Journalisten gelobt. Sicherlich zu Recht, weil er einsam auf der Spitze eines riesigen Berges an Noten- und Klangmüll steht und der verrottenden deutschen Musik den letzten Tritt verpaßt. Gelobt wurde er allerdings vor allem, weil er deutsch singt und Rock in deutsch salonfähig gemacht haben soll. Oder hat.
Doch wo der Rock sein Herzblut hat, seinen Lebensrythmus, seine Seele, das hört man dann doch lieber live und von Mark Knopfler, denn niemand kann eine elektrische (oder akustische) Gitarre besser knopflern als The Master himself.
"Völker hört die Gitarre", das meint
The Master of the unplugged Luftgitarre