11. März 2009

Der Chinese

Henning Mankell
Der Chinese
Paul Zsolnay Verlag Wien 2008
606 Seiten

Ein ganzes Dorf wurde hingemetzelt. In Nordschweden. 18 Namen stehen auf der Todesliste. Ein Verbrechen, das ganz Schweden erschüttert.

Solange Mankell bei diesem Krimiplot bleibt, ist er der gewohnte präzis blickende Autor. Straff erzählt, mit heute wohl unabdingbaren Verbeugungen an die Drehbuchschreiber, was wohl nur so gemeint sein kann, daß man das alsbald verfilmen möge, wovor uns der europäische Filmfond ob der Weltfilmkrise hoffentlich bewahrt, weil auch deren Kassen knapp bei Kasse sind, ein Roman, der diesen Teil der 600 Seiten spannend erzählt abarbeitet, wenn...

Ja, wenn da nicht ein zweiter Roman eingearbeitet wäre.
Die Geschichte der Sklaverei in den USA von den Anfängen bis zur Gegenwart unter besonderer Beachtung psychischen Deformationen chinesischer Wanderarbeiter in der Phase des Übergangs von den Neger- zu Chinesensklaven.

Der Teil ist strunzlangweilig, langatmig und keineswegs erkenntnisgewinnend.

Nun könnte man es ja dabei belassen, aber aller guten Dinge sind drei, so dachte sich wohl der Autor in einer lauen afrikanischen Savannennacht, und erfand noch flugs einen dritten Handlungsstrang, der mir die Bösartigkeit und Korruptheit der chinesischer Nomenklatura in Vorbereitung der olympischen Spiele von Peking verklickern sollte.

Das reicht aber so nicht aus, ergo wurde auch gleich noch die Problematik Afrikas südlich des Äquators eingebastelt.

Das alles hängt dann natürlich irgendwie zusammen und hat miteinander zu tun.

Formidabler Quatsch, der natürlich nicht funktioniert. Jedenfalls nicht bei mir.

Lieber Herr Mankell, wenn sie mal einen richtig guten chinesichen Thriller lesen wollen, dann brauchen sie ihn nicht selber erfinden, den gibt es nämlich schon.

Qiu Xiaolong
Tod einer roten Heldin
Paul Zsolnay Verlag Wien 2003
461 Seiten

Unterm Strich ist Mankells Roman trotzdem lesenswert, weil man große Teile schnell überblättern kann, um wieder beim eigentlichen Handlungsstrang, dem Massaker in Nordschweden, zu landen. Sofern man das Buch nicht auf einem Sony E-Book-Lesegerät konsumiert, denn da dauert das Umblättern je Seite 2 Sekunden.