26. Juli 2010

Panikforscher Michael Schreckenberg in Panik

In der Sueddeutschen darf Herr Schreckenberg noch einmal seine Sicht der Dinge darlegen. Er hat, wie so viele andere allerdings keine Ahnung, denn er war nicht am ort der Katastrophe, sülzt also auch nur rum.

Die entscheidende Aussage.

SZ: Wie konnte es dennoch zu der Massenpanik kommen?

Schreckenberg: Der Begriff Massenpanik ist falsch. Das Unglück ist nicht passiert, weil es zuvor im Tunnel zu eng und die Masse panisch war, sondern weil einige hinter dem Tunnel versucht haben, schneller auf das Gelände zu gelangen. Sie sind auf eine ungesicherte Treppe gestiegen und in die Menge gestürzt. So hat sich die Masse weiter verdichtet. Die Katastrophe ist nicht durch Panik entstanden, sondern als Folge einer physikalischen Zwangsläufigkeit. Eine hochverdichtete Masse gerät in Bewegung. Wenn die Leute nicht heruntergestürzt wären, wäre meiner Einschätzung nach nichts passiert. Auslöser war, dass sich einige nicht an die Spielregeln gehalten haben.


Da auch ich nicht da gewesen bin, kann ich ruhigen Gewissens meine Version ins Spiel bringen.

Als erstes die Wiederholung. Ein Sicherheitskonzept, daß 19 Tote und über 340 Verletzte zur Folge hat, ist keines.

Als zweites haben wir es in jedem Falle mit einer Massenpanik zu tun, ob sie Auslöser oder Folge der Ereignisse war, tut nichts zur Sache. Eine zumindest kurzzeitige Panik konnte in den livestreams und im TV ausgiebig beäugt werden.

Und drittens, die Spielregeln. Ich weiß nicht, ob der Mann jemals auf einem Großereignis zugange war. Alle relevanten Spielregeln sind auf dem Ticket aufgedruckt, alles andere ist pillepalle. Wer dahin geht, der will einfach nur Spaß und Action, ist, sofern die Sache gut läuft, glücklich und zufrieden, sofern sie schlecht läuft, einfach nur angepißt und stinksauer. Dementsprechend wird sich verhalten. Rationale Entscheidungen sind in einer emotional aufgeladenen Situation gar nicht möglich.

Das mit den Spielregeln kann er mal gleich wieder streichen. Das ist irrelevant.

Ich sag mal so. Wenn ich Panikforscher wäre und mein Sicherheitskonzept von den Ereignissen regelrecht zerfetzt worden wäre und nur noch als Klopapier taugt, ich würde auch versuchen, mich irgendwie rauszureden und zu verteidigen. Es ginge ja um meinen Kopf und mein Renommé.

Warten wir also ab, was Tatortuntersuchungen, Gerichtsmedizin, Zeugenbefragungen, Videoauswertungen, Sichtung der Einsatzbefehle und -protokolle und Analyse der beschlagnahmten Dokumente ergeben. Das dauert.

Sich am Montag hinstellen und behaupten, jene, die die Spielregeln nicht eingehalten haben, träfe die alleinige Schuld, das ist schon sehr dummdreist. Oder verbrecherisch. Unter dem Deckmantel verbrämter Wissenschaft.

Einen Teil der Verantwortlichen habe ich ja bereits gestern benannt. Ob sie auch schuldig sind, das wird die Untersuchung zeigen. Oder auch nicht, was eher wahrscheinlich ist.