4. Februar 2011

Auf Kuschelkurs mit Massenmördern?



Die Sturmschützen der Demokratie drehen dann mal ihre Federkiele um und schreiben sich warm. Für die Zeit danach. Noch vor wenigen Tagen undenkbar und unschreibbar, gehört es schon heute zum guten Ton, sich Islamisten zum gut Freund zu schreiben, mit dem es sich zu reden lohnt. Dann lieber heute als morgen die neuen Tintenpatronen scharf gemacht, das Schreibmaschinengewehr auf Dauerfeuer gestellt und von Twitter nachgeladen, bis nichts mehr so geschrieben steht, wie es einst geschrieben stand.

Offiziell will keine westliche Regierung mit islamischen Fundamentalisten in Verbindung gebracht werden - erst Recht nicht mit der ägyptischen Muslimbruderschaft. Andererseits weiß im Auswärtigen Amt jeder, dass die Bundesregierung mit allen politischen Akteuren reden muss, wenn sie den Prozess der Demokratisierung in Ägypten unterstützen und den deutschen Einfluss wahren will.

Noch härter sagen es die 27 Staatsratsvorsitzenden der EU-Länder.

Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union haben einen sofortigen demokratischen Wandel in Ägypten gefordert.*

Was für ein hanebüchener Unsinn. Demokratisierung in Ägypten kommt dem Versuch gleich, deutsche Katholen zu atheisieren.

Öffentliche Gespräche zwischen hochrangigen Diplomaten und islamischen Fundamentalisten sind undenkbar. Doch inoffizielle Kanäle, auf denen deutsche Diplomaten die Muslimbrüder erreichen können, gibt es reichlich.

Gleich vier parteinahe politische Stiftungen aus Deutschland unterhalten seit vielen Jahren Büros in Kairo - und gelten dort als exzellent verdrahtet...

Dass der Dialog mit den islamischen Kräften wichtig ist - darin sind sich alle Stiftungsrepräsentanten einig.


Ja, so wird es wohl darauf hinauslaufen, worauf es seit dem 28. Januar hinausläuft, als Siegmar Gabriel seinen introvertierten Versöhnungsgefühlen freien Lauf ließ und sie öffentlich auslebte.

Ich erinnere mich noch gut daran, was für Kommentare laut wurden, als der damalige Vorsitzende der SPD, Kurt Beck, nach einer Reise nach Afghanistan zurückkam und sagte: Wir müssen auch mit den Talibanführern reden, die zu einem Versöhnungsgespräch bereit sind. - Wir sind verhöhnt und verlacht worden. Heute ist klar: Ohne einen solchen Versöhnungsprozess wird Stabilität in Afghanistan nie zu erreichen sein.

Jawoll, Herr Gabriel, wir kennen ja noch die tollen Ergebnisse dieser Schwatzrunden. Was wurde da nicht alles von den versöhnungsbereiten Taliban erzählt. Ganze Spiegel-Hefte waren mit den Protokollen vollgedruckt, und penibel genau erläuterte das Redaktionsteam von 50 Kennern der afghanischen Szene, wie wir diese Versöhnung am Lagerfeuer denn nun zu deuten hätten. Ach, wie haben wir uns damals am Hindukusch-Geschwätz ergötzt. Habt ihr fein gemacht, solche Gespräche einzufädeln.

Man wird die Islamisten schlichtweg besoffen quatschen, so wie dazumal die Taliban, bis sie entkräftet und in der Redeschlacht geschlagen zu Boden fallen. Und die schriftstellerische Begleitmusik zur Befriedigung des Islam kommt aus dem Religionsverlag in Hamburg.

Seehofer hatte wohl zu viel Recht als er meinte, man solle die Seiten wechseln**, wenn man auf der Seite der Sieger stehen will.

Dann warten wir jetzt seelenruhig auf jenen Tag, an dem der versöhnungsbedürftige Kuschelkurs-SPDler verkündet, man müsse mit jenen NPD-Funktionären reden, die zu einem Versöhnungsgespräch bereit sind, denn ohne einen solchen Versöhnungsprozeß werde die Stabilität auf kommunaler Ebene nie zu erreichen sein. Ihr Part, Herr Gabriel.

Schlußendlich soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, daß wir ja vor geraumer Zeit den deutschen Präsidenten aller Islamisten übergeholfen bekamen, der uns auf ewig schuldbeladen auf dem goldenen Pfad in die Zukunft voranschreitet.
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* Nur ganz nebenbei sei erwähnt, daß eine solche in deutschen Qualitätsmedien erhobene Forderung nach ägyptischer Demokratie aus der Presseerklärung der Staatsratsvorsitzenden nicht rauszulesen ist. Dort heißt es schlichtweg

All parties should... begin an orderly transition to a broad based government. The European Council underlined that this transition process must start now.

Alle Parteien sollten den Übergang zu einer auf einer breiten Basis stehenden Regierung beginnen. Der EU-Rat unterstreicht, daß dieser Übergang sofort beginnen muß.

Keine Rede von Demokratie. Die wurde in die deutsche Übersetzung von der Deutschen Propagandawelle hineingelogen.

Trotzdem ist das Märchen nun in der Welt.
Alle reden vom "demokratischen Wandel" in Ägypten.
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** Das geht ja schneller als man denkt, daß ein Bayer die Seiten wechselt, um beim Siegen dabei zu sein. Der erste ist Guttenberg, wenn man dem Siegermagazin glauben darf.