Maxl hat ja einen siebenten Sinn für Ungemach. Ist er in den großen Dingen des Lebens eine kleines Dummerchen, so in den kleinen einer der ganz großen Schlauberger. Maxl liebt seine Freiheit, zumindest die ihm von seiner Regierung garantierte, die sich auf 60 Kubikmeter beziffern läßt. Seine Neugier, von Angst gespeist, beschränkt sich meist darauf, auf die Küchentür zu fliegen und so sie offen steht, genau zu beobachten, welcherlei Arbeit dort verrichtet wird. Oftmals reicht ihm auch aus, den Standpunkt eines Fernaufklärers einzunehmen, auf dem Bäumchen sitzen zu bleiben und bei offener Küchentür den Fortgang des Gescheppers in Augenschein zu nehmen.
Nun hat seine Regierung jedoch beschlossen, daß er hinter Gitter muß. Das wird schwierig, denn eingesperrt zu sein, das ist nicht die Vorstellung von Leben, die ihm behagt. Insofern hat er einen siebenten Sinn dafür entwickelt, wann das Unheil droht. Der Beschluß für die Einknastung ist wohl begründet, dient seinem Schutz und unterliegt strengster Geheimhaltung, bis er umgesetzt werden soll. Dann riecht, sieht und hört Maxl die ihm angedrohte Pein Meilen gegen den Wind im Dunkeln und sucht schleunigst das Nahe, also sein Bäumchen auf.
Das Innere seines Käfigs benötigt er eigentlich nur zum Essen fassen, Trinken und singen. Letzteres erst neuerdings. Das kann er genauso gut auf dem Bäumchen machen. Ich erklär es mir damit, daß er einem Weibchen eine wohlfeile Behausung hergerichtet hat, die es nun zwecks Herstellung kleiner Maxls zu beäugen gilt. Dann spult er sein Liederbuch runter, aber kein Weibchen in der Nähe. Geht's halt wieder raus in die große Freiheit, Glöckchen verkloppen.
Gestern Abend war so eine Art Training. Es ist ihm nicht vermittelbar, daß die Regierung nur sein Bestes will. Wie im richtigen Leben. Uns wird die Freiheit versprochen und zuweilen garantiert, doch wenn es ernst wird, knasten sie uns alle ein. Nur zu unserem Schutz natürlich. Schutzhaft.
Also, gestern war Training angesagt. Er sitzt am Napf und kaut seine Körner. Muttern macht den Fernseher aus, schwupps sitzt der Schlingel in der Tür, schaut, was jetzt nicht stimmt und kraxelt aufs Käfigdach. Nur durch eine etwas später stattgefundene Lebensrettung konnte er in den Käfig bugsiert werden. Er war wieder mal beim Fliegen im Dunkeln abgestürzt und irrlichterte auf dem Teppichboden herum. Das ist eine Lebensperspektive, mit der er nun gar nichts anfangen kann.
Warum Maxl in den Knast muß, wird am Ende dieses kleinen Filmchens deutlich.