16. Februar 2012

Wulff - die Bürde der Würde als Hürde

Die Bürde der Würde ist für Wulff eine Hürde, denn noch immer kann er sich nicht dazu durchringen, einen Arzt aufzusuchen und ein vertrauliches Patientenanliegen vorzutragen, um mit stolzgeschwellter Brust kurz darauf die gelbe Unbedenklichkeitsbescheinigung zu präsentieren, die ihm die Rückkehr in sein kreditbelastetes Haus ermöglichen würde, was ihm ermöglichen täte, mit seiner bezaubernden Gattin fürderhin einen fürstlich bemessenen Ehrensold aufzuzehren.

Als Normalo kennt man diesen Arzt, der einem solcherart Schein anfertigt, wenn man ihn braucht. Als beamtete Würde ist diese Bürde allerdings eine Hürde. Es wird also nicht zu einem Rückzug aus gesundheitlichen Gründen kommen, sondern ein Scherbengericht veranstaltet werden. Wahrscheinlich. Lassen wir uns einfach überraschen.

Im übrigen gilt für den Bundespräsidenten wie alle anderen Staatsbürger die Unschuldsvermutung.



Die Ankündigung eines Staatsanwaltes, eine Aufhebung der Immunität zwecks Einleitung einer staatsanwaltlichen Untersuchung zu beantragen, was die Frankfurter Rundschau in geistiger Umnachtung als ungeheuren Vorgang* bezeichnete, eine solche Ankündigung ersetzt kein Gerichtsverfahren nebst -urteil.

Nur ein Magazin hält noch zu Wulff und fragt bange nach.

Nun hat die Staatsanwaltschaft Hannover allerdings die Aufhebung seiner Immunität beantragt. Muss er jetzt zurücktreten?

Für alle anderen hat sich der Fall erledigt.

Wulff haben fertig. Gemacht.

Die nun interessierende Frage ist eigentlich nur, welche politischen Mumie aus der Gruft geholt wird, um sie im Bellevue zwischenzulagern.

Es kommen lustige Schreibwochen auf uns zu, denn nichts ist so erheiternd wie Realsatire, monströse, wortgewaltige Wichtigkeit, verkündet mit staatstragender Mimik und aufgeschrieben von Staatsschrifstellern.
-----
* Dies nach 8 Wochen Treibjagd als ungeheuren Vorgang zu bezeichnen, ist schon sehr naiv.

Als in den letzten Monaten verschwörungstheoretisch gereifter Bürger ist die Erklärung höchst einfach. Sie wußten sich nicht mehr anders zu helfen, da alle anderen Warnschüsse mit stoischer Sturheit abgewehrt wurden.

Ergo hat man genau zu jenem Mittel gegriffen, daß vor zwei Monaten noch vehement ausgeschlossen wurde. Weil es die letzte und einzig praktikable Möglichkeit ist, ihn davonzujagen.

stern.de 22. Dezember 2011, 12:58 Uhr

Staatsanwaltschaft Hannover verzichtet auf Ermittlungen gegen Wulff

Nach den Strafanzeigen gegen Bundespräsident Christian Wulff sieht die Staatsanwaltschaft Hannover keinen Anlass Ermittlungen aufzunehmen. Anhaltspunkte für "das Erkaufen eines dienstlichen Wohlwollens" seien weder den Strafanzeigen noch der "sonst hier bekannten Presseberichterstattung" zu entnehmen...