23. August 2006, 09:41
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,druck-433037,00.html
Terroralarm
Hatten Ermittler frühe Hinweise auf Anschläge?
Wussten deutsche Ermittler schon frühzeitig von geplanten Anschlägen in Zügen? Einem Zeitungsbericht zufolge sollen BKA und Geheimdienst im Juli entsprechenden Hinweisen nachgegangen sein.
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0. Eine Null vorneweg, weil der Einstieg in den Artikel eine journalistische Null ist. Auch hier wieder Fabulierkunst auf niedrigstem Niveau. Die Headline wird im Anrißtext nochmal wiederholt. Nur in leicht veränderter Frageform. Und diese veränderter Frage bringt auch ein Bedeutungsänderung mit sich. Denn zwischen "Hinweise haben" und von "Anschlägen wissen", da besteht dann doch eine sehr breite Deutungsspannweite.
Auf gut deutsch: Die bei SPON schreiben einfach nur Scheiße zusammen.
1. Also bei mir gab es keinen Terroralarm. Bis kurz vor eben jedenfalls.
2. Finde ich es absolut oberfies, daß BKA und Bundesanwaltschaft weder BILD noch Spiegel vorab über ihren Erkenntnisstand informiert haben, damit diese rechtzeitig publizistisch flankierende Maßnahmen ergreifen konnten. Unerhört und empörend, wie die freie Presse in diesem Land behandelt wird. So ist keine faire und faktenreiche Berichterstattung möglich. Das muß zukünftig geändert werden.
Und 3. klärt sich das Mysterium hinter der Fabulierkunst ja nun doch auf. Im Text heißt es dann noch: "Einem Bericht der "Bild"-Zeitung zufolge gab ein Kölner Taxi-Fahrer den entscheidenden Tipp auf den zweiten Verdächtigen." Es war nicht die Polizei, wie fälschlich von SPON berichtet, auch kein Würstchenverkäufer, wie von mir vermutet, sondern ein Taxi-Fahrer, wie BILD recherchiert hat. Und wenn die das schreiben, dann wird da wohl was dran sein.
4. "Die BKA-Sprecherin wies Berichte zurück, wonach deutsche Sicherheitsbehörden schon nach der Festnahme von Redouane E. H. Erkenntnisse über geplante Anschläge in Zügen gehabt hätten."
Das kann man im kleingedruckten hier nachlesen:
23. August 2006, 13:03
URL: http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,druck- 433113,00.html
Ermittler prüfen Spur zu al-Qaida
Und auch hier wird wieder eine Überschrift aufgestellt, die mindestens zwei Mängel aufweist.
Der erste besteht darin, daß nicht erklärt wird, wer al-Qaida ist. Ich weiß es jedenfalls nicht, trotz langjährigen Konsums diverser Pressepublikationen.
In dem gesamten Artikel, und das ist dann der zweite Mangel, wird allerdings an keiner Stelle erwähnt, so es den oder die al-Qaida gibt, daß die Ermittler eine Spur zu ihm oder zu ihr prüfen.
SPON schreibt lediglich, daß einem anderen Verbindungen zu Herrn oder Frau al-Qaida nachgesagt werden.
Die Wahrheit ist sehr schlicht und, wie unter 2. erwähnt, den Spiegel betreffend oberfies: "Weitere Angaben wollte das BKA in Wiesbaden und die Generalbundesanwaltschaft in Karlsruhe nicht machen, um das laufende Ermittlungsverfahren nicht zu gefährden."