17. September 2006

bedauerlich

17.09.2006
http://www.abendblatt.de/daten/2006/09/16/612928.html?prx=1

Papst bedauert Missverständnis
Nach den heftigen Protesten in der muslimischen Welt hat Papst Benedikt XVI. bedauert, dass seine Worte zum Thema Islam und Gewalt missverstanden worden seien.

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Erstens schreiben wieder mal alle voneinander ab und bringen obigen Text nicht mal in Variationen auf den Markt der journalistischen Eitelkeiten.

Und zweitens muß man sich das auf der Zunge zergehen lassen. Der Papst bedauert, daß jemand anders etwas mißverstanden hat?

Woher will der Papst wissen, daß jemand etwas mißversteht? Auch wenn er Stellvertreter Gottes auf Erden ist, hellseherisch ist nur Gott selbst, aber kein Mensch aus Fleisch und Blut. Ausgenommen mal die Astro-Beratung nächtens halb drei auf einem dieser Puffsender.

Mithin, die Muslime haben die Papstäußerungen vollkommen richtig verstanden, davon kann man ruhigen und geläuterten Gewissens ausgehen.

[edit 18.09.2006 10:15]

Scheich Jussuf al Karadawi appellierte am Sonntag im katarischen Fernsehsender Al Jazeera: "Das sind keine Entschuldigungen. Das ist ein an die Moslems gerichteter Vorwurf, dass sie seine Worte nicht verstanden haben."

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Bedauern sollte der Papst, wenn überhaupt, seine sehr eindeutigen und kaum mißverständlichen Äußerungen. Und das mit Vorbehalt, denn ich gehe davon aus, daß er die verbale Kriegserklärung an den Islam durchaus ernst gemeint hat.

Und wer da glaubt, das heilige Haupt habe sich nur mal so verplappert, der irrt gewaltig. Ein Papst, schon gar nicht Ratzinger, und erst recht nicht in einer Vorlesung vor erlauchten Gästen, ein solcher Papst verplappert sich nicht, der wählt jedes Wort, wohlgemerkt jedes (!), mit Bedacht. Und wer alte Schriften zitiert, der zitiert diese ja nicht unbedingt, um die Redezeit auszuschöpfen, der zitiert, weil er dem Zitat Bedeutsamkeit beimißt.

Insofern ist also Ratzinger nichts vorzuwerfen. Er hat gesagt, was er und die von ihm abhängigen Heiligkeiten denken. Danke für die klare Botschaft.

Ach ja, es war eben keine Panne, auch wenn für deren Begründung etliche Bytes auf SPON vollkommen sinnlos verkleckert werden.
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SPIEGEL ONLINE - 17. September 2006, 15:33
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,437504,00.html

Die Pannen und der Papst

Im theologischen Diskurs brillant, im Umgang mit den Medien unbeholfen: Die Regensburger Vorlesung war nicht die erste Panne...