18. November 2011

Doku Deutschland: auf der Todesliste der Nazis

Deutschland schreibt seinen Nazi-Thriller.
Wir schreiben fleißig mit.


Zur sogenannten Todesliste sagte BKA-Präsident Ziercke, sie sei willkürlich zusammengestellt und ohne Substanz. (Quelle)

Klingling

Ja?

Herr Niemand*?

Ja.

Du stehst auf einer Todesliste der Nazis. Ich würde dir dringend empfehlen, etwas zu unternehmen. Die meinen das Ernst. Du solltest dich morgen mal an Wolfgang* wenden.

Klack.

Kopfkratz mit unruhiger Nacht.

Am nächsten Morgen in der S-Bahn war klar, daß es wohl wirklich ernst ist. Die lokalen Zeitungen berichteten ausführlich zum Sachverhalt, ohne Details zu nennen. Also die Ledertasche mit Brotbüchse und Apfel ins Büro verfrachtet und gen Geschäftsführung getrabt.

Was gibt es so früh?

Ich mach mal die Tür zu, ist eher privat. Ich habe gestern einen anonymen Anruf bekommen. Ich stehe angeblich auf einer Mordliste der Nazis. Mir wurde angeraten, mich um die Sache zu kümmern.

Schlecht, sehr schlecht. Hast du eine Ahnung warum?

Hatte ich bis dahin nicht, und so lautete dann auch die Antwort.

Gut, das scheint jetzt wichtiger als Arbeiten zu sein, kümmer dich drum und sag mir Bescheid.

Habe ich mich zum Wolfgang aufgemacht und nochmal meine Geschichte erzählt.

Der griff zum Telefonhörer. Du, hier sitzt einer, der auf der Liste stehen soll, kannst du mal kucken?

Nach kurzer Zeit die Bestätigung. Ja, du bist da drauf. Fahr mal ins Parlament, da gibt es jemanden, der kümmert sich um sowas. Die können dir möglicherweise auch genaueres sagen.

Ab ins Parlament zum Kümmerer.

Auch hier mußte ich meine Geschichte von dem anonymen Anruf ableiern. Einen Grund für meine Verewigung auf der Liste wußte ich immer noch nicht. Dann kam der Ratschlag. Wir kopieren dir die Liste, damit du was in den Händen hast, aber die Namen sind ein Tabu.

Das geht klar.

Am besten, du gehst zum Staatsschutz und erstattest Anzeige. Die müssen dann was unternehmen. Möglicherweise wissen die auch schon mehr. Wärst nicht der erste, der da mit der Liste aufschlägt. Hier haste die Telefonnummer. Laß dir einen Termin geben. Wenn es geht, heute noch.

Nichts lieber als das. Zurück zum Geschäftsführer und berichtet, was mir angeraten wurde.

Na dann mach dich auf den Weg. Was sitzt du denn noch hier rum?

Dort angerufen und gebeten worden, gleich mal vorbeizukommen.

Kurze Wartezeit, da sich die Staatspolizisten erst ihre wochenendlichen Freizeitvergnügen referieren mußten. Dann wurde ich ins Vernehmungszimmer geordert.

Ich möchte Anzeige gegen Unbekannt erstatten wegen...

Der Rest ging dann seinen sozialistischen Gang. Es dauerte nur ein Weilchen, weil die alles pingeligst genau wissen wollten, vor allem aber ihre Fertigkeiten mit dem Zehn-Finger-System in etwa meinen entsprachen. Am längsten dauerte also das Eintippen des Sachverhaltes in die PC-Tastatur.

Der offizielle Teil war erledigt.

Wat nu?

Wir kümmern uns um die Anzeige. Machen können wir nicht allzuviel. Ich würde ihnen sehr dringend raten, sofort ihre Telefonnummer zu ändern, sich aus allen Telefonverzeichnissen abzumelden und so schnell es geht die Wohnung zu wechseln. Und sich öffentlich arg zurückhalten. Mehr geht nicht.

Drei von den vier Ratschlägen habe ich beherzigt.

Ein halbes Jahr später Post. Staatsanwalt Jäger* teilt bezüglich der Anzeige mit, daß die Täter nicht ermittelt werden konnten, dafür der Urheber. Da es sich zum Zeitpunkt der Tat um einen Jugendlichen handelte, greift Jugendstrafrecht.

Dankeschön.
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* Namen auf Beschluß der Antifa-Redaktion des Blogs geändert