Nennen wir sie Angelique und Michel. Angelique, weil es eine zeitgemäße Benamung des Nachwuchses ist. Michel, weil er treudoof seinen Pflichten nachkommt. Oder dem, was er für seine Pflichten hält.
Ach, Michel, sie bleiben bitte noch ein paar Minuten. Wir müssen noch was besprechen.
Na hoffentlich nicht ihre Warzen, dachte er bei sich.
So, nun kann's losgehen. Wir werden ihn nicht los. Keine Chance. Einen Termin bekomme selbst ich nicht mehr bei ihm, und am Telefon werden nur noch Formalien abgehandelt. Der ist zugeknöpft wie eine Nonne.
Schwieriges Ding. Wir haben alles versucht, nichts hat gefruchtet. Jetzt war sogar mal 14 Tage Sendepause, um neues Material zu sammeln, zu sichten und durchzustechen, aber auch das prallte einfach an ihm ab.
Wir haben gerade noch ein Jahr Zeit, bis dahin muß Ruhe in die politische Landschaft einkehren. Wenn nicht, werden wir gnadenlos abgestraft, egal wie blöd die anderen sind.
Es gäbe da noch eine Chance, ziemlich rabiat. Ob das funktionieren wird, weiß ich nicht. Wahrscheinlich.
Was wäre das?
Das wollen sie gar nicht wissen, Angelique. Sie wollen doch nur wissen, daß es funktioniert hat.
Wie wahrscheinlich funktioniert es denn?
99 Prozent.
Ich denke, dann sollten sie es so angehen.
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Kurz darauf ein Telefonat mit einem alten Studienkumpel. Er möge ihm doch bitte einen zuverlässigen Kontakt bei der Staatsanwaltschaft vermitteln, der für ein sehr vertrauliches und offenes Gespräch empfänglich ist.
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Herr Oberstaatsanwalt, ich kann ihnen weder etwas versprechen, noch kann ich etwas anweisen, Geld beschaffen, Posten organisieren, was auch immer. Ich kann nur an ihr Gewissen appellieren. Sie würden der Stabilität des Staatsgefüges einen großen Dienst erweisen, wenn sie ihre gesetzliche Befugnis wahrnehmen.
Ich kenne keinen einzigen Staatsanwalt, der sich freiwillig die Finger verbrennt und seine Karriere versaut, indem er dem Präsidenten ans Bein pinkelt. Das funktioniert nicht, hat nie funktioniert und wird es nicht.
Haben sie eine rechtliche Würdigung der Sachverhalte vorgenommen?
Haben wir. Anfangsverdacht auf sehr dünnem Eis. Sowas schmeckt keinem Staatsanwalt, wenn er mit nur 20% Sicherheit in ein Verfahren muß. Da läßt man die Finger von. Es sei denn, man zockt und will sich profilieren.
Andere Frage. Wie wäre es, wenn gleich 5 Staatsanwälte, oder 10, dahinter stünden?
... Stirnrunzeln ... Die Synapsen des Staatsanwaltes glühen ...
Ich sag mal so. Das würde uns unangreifbar machen. Scheinbar. Wenn die Medien vergeßlich sind. Denn bis gestern hieß es immer wieder, wir haben keinerlei Anfangsverdacht für irgendetwas, was ja ungefähr auch stimmt.
Das ist doch egal. Es geht ums Signal. Der Rest ist ein Selbstläufer. Danach können sie machen, was sie wollen. Anklagen oder bleiben lassen.
Welche Rückendeckung hätte ich?
Von mir keine. Nur die ihrer Kollegen.
Und wie stellen sie sich das vor?
Im Prinzip brauchen sie nur ankündigen, die Aufhebung der Immunität zu beantragen, um einem Anfangsverdacht blablabla nachgehen zu können. Wie gesagt, was danach passiert, das ist fürchterlich egal. Das erledigen die Medien.
Das ist ja eine ziemlich fette Kröte, die wir hier schlucken sollen.
So fett ist die auch nicht mehr, schon ziemlich breitgelatscht, da etliche rübergetrampelt sind. Wir brauchen eine rechtlich saubere Variante, ihn vom Thron zu schubsen. Der einzige, der das kann, sind sie. Niemand anders.
Stunden später entschuldigt sich der Staatsanwalt in aller Öffentlichkeit für sein ungeheurliches Begehr, aber er konnte nach der Auswertung weiterer Medienberichte nicht anders.