9. Juli 2012

NSU: Lösche auch du! (reloaded)

Blätter ich im Internet rum und freue mich, daß endlich tabula rasa auf dem deutschen Servermarkt gemacht wird.

FBI legt vermutlich 15.000 deutsche Internetanschlüsse lahm

Wir erfuhren dieser Tage, daß gesetzestreues Verhalten im Staatsdienst keinesfalls mit Beförderung geadelt, sondern mit Vernehmung vor einen Untersuchungsausschuß getadelt wird. Den versammelten Gesetzgebern ist zu erklären, wieso man sich gesetzestreu verhält und gesetzwidrig aufgehäufelte Datenbestände geschwinde löscht, um den Zustand der Gesetzwidrigkeit in Windeseile zu beseitigen.

Das, so haben wir gelernt, sei eigentlich nicht die Intention des Gestzgebers gewesen. So harren wir nun eines Datenhaldegesetzes, das die Gesetzwidrigkeit zum Gesetz erklärt.

Es ist allerdings auch möglich, daß der große Feldversuch in den Sicherheitsbehörden, überflüssige und -fällige Datenbestände vollautomatisiert löschen zu lassen, zur vollen Zufriedenheit der Regierung ausfällt. Dann übernehmen das zukünftig externe Dienstleister durch die Bereitstellung der entsprechenden Software.

Ja, der Suchkenner weiß, daß wir diesen Titel schon einmal hatten. Als das BKA ließ via BILD kund geben, es habe Ermittlungsdaten bezüglich der zwei mörderischen Drei gelöscht. Zu ermitteln gab es eh nix mehr, ergo ab in die Tonne damit.

Wir lesen und sind froh, daß die TKÜ-Daten gelöscht wurden, jene, die die NSU-Ermittlungen betreffen jedoch nicht. Diesmal.

Da würde ich doch glatt einen nächsten Untersuchungsauschuß ins Leben rufen, der eruieren muß, was Böhnhardt Mundlos Zschäpe übermittelte. Aus dem Reich der Toten.

Das ist halt wie mit der Nazi-Datei. Kaum hatte die Bundesregierung verlautbart, man wolle nun eine Nazi-Datei führen, legte ich mich ins Zeug und die Datei an. Ich gab ihr den Namen Nazis.doc.

Lange Zeit tat sich nichts, bis ich vernahm, diese Datei solle eingeführt werden, was ich mir, mit den bescheiden Möglichkeiten einer Blümchenphantasie ausgestattet, nicht so recht vorstellen konnte, bis die Sueddeutsche mit ihrer praktischen Lebenshilfe daher kam.



Und dann vernehme ich die kratzenden Frauenstimme, die da verkündet, welche Gesetze nun im Schnelldurchlauf zu beschließen seien. Es ist die Frauenstimme, die unter nahezu gleichen Verhältnissen Wochen vorher die Hammel springen ließ.

Ich blättere also des Abends im Internet und muß zu meinem Leidwesen feststellen, daß das FBI auch nicht mehr die Behörde ist, die sie nie war. Das FBI hat vermutlich die falschen Internetanschlüsse in Deutschland lahm gelegt.