21. Dezember 2013

Chodorkowski Freilassung: Triumph des Geheimdienstes

Daß Gefangene zuweilen das Spielmaterial politischer Ränke sind, das ist eine Binse, die hier nicht weiter diskutiert wird. Daß die westlichen Emissäre in diesem Geschäft keinesfalls und immer persilweiße Höschen tragen, auch das ist sonnenklar. Dem Genscher also lautere Motive oder sonstwas zu unterstellen ging in der heutigen Redaktionssitzung deswegen auch als maßlose Übertreibung durch. Genscher war immer ein Machtmensch, nie was anderes. Aus moralischen Gründen mag er sich hin und wieder Fritten verweigert haben, weil die mit tierischem Öl vorgewärmt wurden, ansonsten war Genscher ein knallharter Machtmensch.

Insofern wundert es nicht, wenn die deutschen Medien einen verurteilten und nun begnadigten Schwerverbrecher zur moralischen Vergeltungswaffe gegen Putin funktionalisieren. Wenn das Waffenarsenal jedoch leer ist, kommt so eine alte Büchse wie der Genscher gerade recht. Gleich und gleich gesellt sich eben doch gerne. Geld fühlt sich verpflichtet.

Lambsdorff bekleidete einen Posten im Advisory Board der GML (Group Menatep), deren Mehrheitsaktionär Michail Chodorkowski war.

Das Haßmagazin führt ein ellenlanges Interview.

SPIEGEL-ONLINE 21. Dezember 2013, 14:44 Uhr
Chodorkowskis Freilassung

"Triumph der deutschen Geheimdiplomatie"

Ein Interview von Benjamin Bidder

Alexander Rahr ... hat ... Genscher bei seiner Mission beraten. Gemeinsam holten sie Chodorkowski ab...

SPIEGEL ONLINE: Waren Sie bei Genschers Gesprächen mit Putin dabei?

Rahr: Nein, auch nicht bei anderen Gesprächen.


Nothing more to say.

Doch eines noch.

Chodorkowski hatte einem Zeitungsbericht zufolge sein überraschendes Gnadengesuch unter Druck der russischen Geheimdienste gestellt.

Das ist um den Faktor 1 Million näher an der Wahrheit* dran als die deutschen Weihnachtsmärchen a la Spiegel und aller angeschlossenen Bundesmedien.

Спецоперация «Ходорковский» прошла успешно.

Die Moskauer Komsomolzen veschwörungsgrübeln, wieso der Deal произошло в день чекиста, ob Ходорковский обменян на иностран­ного шпиона?

Und was ist der Dank für Genschers heroischen Freiheitskampf? Wortwörtlich lassen wir uns wie Öl runtergehen, daß ihm nur für seine Anteilnahme gehuldigt wird. Wie oberpeinlich ist das denn?

Mein besonderer Dank gilt Herrn Hans-Dietrich Genscher für seine persönliche Anteilnahme an meinem Schicksal.

Genscher hat sich inzwischen neuen Aufgaben zugewandt, der Freikämpfung der in Guantanamo unschuldig Inhaftierten.
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* Wenigstens diese klitzekleinen Details seien aus dem Russischen übertragen. Sie sollten den deutschen Behördenvorgängen nicht unähnlich sein.

Alleine der zeitliche Behördenaufwand beziffert sich summarisch auf drei Monate, betrachtet man die Lagerbürokratie, die Gebietskörperschaft und die föderativen Behörden. Im Minimum. Und dann benötigt er ja noch einen neuen Paß, denn der alte, 10 Jahre gültige, war nach der Haftdauer von 10 Jahren 1 Monat und einem Tag abgelaufen, ungültig, für Reisezwecke nicht geeignet. Außerdem benötigen Russen neben einem gültigen Paß noch ein Visa für die Einreise in den Schengenraum, das auch erst mal besorgt werden muß.

Kann es sein, so fragt der Autor, daß niemand gesehen hat, wie Chodorkowski das Lagertor durchschritt, weil er schon längst nicht mehr da war?

Ja, das kann gut sein, sagt der russische Geheimdienstberater des Blogs.

Unser deutscher IM hingegen meint, Spezialoperation erfolgreich beendet. Die FDP hat sich in Tradition von Lambsdorff und Möllemann neue Geldquellen erschlossen und die Operation Wiedereinzug in den Bundestag gestartet.