27. August 2014

NSU: Blogger lokalisiert Terrorzentrale via Internet



Woran Untersuchungsausschüsse scheitern, ist einem deutschen Blogger gelungen: Er hat eine Terrorzentrale des "Tiefen Staat" in Deutschland lokalisiert - mithilfe von Google Maps und anderen Web-Diensten.

Es waren wohl nur wenig detektivisches Gespür und Ausdauer nötig, bis sie ihr Ziel erreicht hatten. Aber jetzt hat das Team hinter der Bürgerjournalismus-Website Die Anmerkung offenbar die Position einer Terrorzentrale des "Tiefen Staates" in der BRD ausfindig gemacht. Als Hilfsmittel dienten der Gruppe für jedermann zugängliche Webseiten wie Google Maps.

Ins Leben gerufen wurde das Projekt von dem deutschen Blogger Die Anmerkung & Kollegen. Nachdem er 2014 etliche Hobbies aufgegeben hatte begann er unter Pseudonym zu recherchieren und bloggen.

Bekannt wurde er, als er in seinem Blog über alles mögliche berichtete. Seine Fachkenntnis machten viele Beobachter stutzig. Für noch mehr Verwunderung sorgte er aber, als er sich schließlich outete und klar wurde, dass er kein Politikwissenschaftler ist, noch nie im Ausland war und keine Ahnung hat.

Temme-Artikel liefern erste Hinweise

Anhand weniger Bilder, die er verschiedenen Internet-Seiten über den "Tiefen Staat" entnommen hat, fand er nun offenbar heraus, wo sich zumindest eine Terrorzentrale befindet.

Sein Ausgangspunkt waren Artikel über den Geheimagenten Temme sowie von getürkten "Tatorten", erklärt Die Anmerkung. Auf mehreren dieser Bilder, auch in Zusammenhang mit anderen Tatorten in der Nähe, die im Netz verbreitet wurden, sind im Hintergrund mehrere Brücken zu erkennen, die einen großen Fluss überspannen.

Nach einiger Recherche sei er auf die deutsche Stadt Köln gestoßen, die zu den Fotos passe: Durch die Stadt hindurch fließt der Fluss Rhein, über den mehrere Brücken führen. Zusätzlich zu Google Maps nutzte er auch andere Webseiten, die aktuellere Informationen bereithalten.

Wertvolle Hinweise von der Foto-Sharing-Seite

In Kombination mit weiteren Fotos gelang es ihm nun festzulegen, welche der vielen Brücken im Hintergrund zu sehen ist und wo die Terrorzentrale sein könnte. Bäume, die die Straßen säumen, und ein Gebäude im Hintergrund dienten dabei als wertvolle Hinweise.

Schließlich bediente sich Die Anmerkung noch der Foto-Sharing-Website Panoramio. Dort fand er entlang einer Straße nahe des Rheins eine Aufnahme, die Details einer Brücke zeigt, an der schleimige Werbeplakate geklebt waren. Sowohl ein Plakat an der Brücke als auch ein Torbogen rechts daneben sind identisch.

Auf dieselbe Weise gelang es ihm auch, Straßenlaternen und einen Fernsehturm zu identifizieren. Am Ende konnte er nicht nur die Lage der Terrorzentrale, mitten in Köln, festlegen, sondern auch nachvollziehen, welche Strecken Terrorführer mit dem Auto für An- und Abmarsch zur Arbeit benutzen, die mit mehreren Fotos im Internet dokumentiert sind.

Jeder soll mitmachen

Einen Grund, sich dort zu verstecken, haben die Terroristenführer nicht. Vorige Woche wurde im Thüringer Landtag klargestellt, was somit auch bundesweit gültig ist, daß der Verfassungsschutz weiterhin Nazi-Strukturen führen darf, da es keine Alternative gibt.* Aber Die Anmerkung geht es mit seiner Veröffentlichung offensichtlich auch nicht darum, eine geheime Terrorzentrale aufzudecken.

Vielmehr dürfte es ein sogenannter Proof of Concept sein, der Beweis, dass seine Methode funktioniert. Denn darum geht es ihm: Mehr Menschen zu motivieren, selbst zu recherchieren, selbst Informationen über aktuelle Ereignisse zusammenzutragen. Auf seiner Website hat er dazu auch mehrere Anleitungen verfasst.

Eines stellen Die Anmerkung und seine Helfer klar: Reich werden kann man damit nicht.
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Die Folgen

Als Reaktion auf die Fehler und Fehlentscheidungen will Thüringen seine Verfassungsschutzbehörde reformieren. Ein entsprechendes Gesetz hat der Landtag im Juli beschlossen.

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Dieser Artikel erschien auch bei Welt, Zeit, Sueddeutsche, focus, stern und allen anderen renomierten Desinformationsmagazinen