23. Oktober 2006

und es war Sommer

Das deutsche Feuilleton (das ist ein Wort, das unbedingt mal von Herrn Duden auf eine freundlichere Schreibweise hin untersucht werden sollte), dieses ominöse Dingsda hat nach dem Luftablassen ob einer Unterschicht gottlob schnell wieder ein Thema gefunden, das seiner "Intellektualität" würdig ist. Oder besser, es wurde ihnen zum Fraß vorgeworfen.*

Derweil ist alles wieder mal viel einfacher als man denkt. Was die FAZ mit dem Grass, das können wir schon lange, dachte sich der Spiegel und ging dem Schröder auf den Leim. Vorteil für beide Seiten, denn das Heft verkauft sich trefflich, die üblichen Verdächtigen kriegen Blasen auf den Lippen, soviel haben sie zu schwätzen und die Portkasse klingelt allerliebst.

Oder umgekehrt. Der Schröder hat sich gesagt, werd ich mal ein paar Pfennige beim Spiegel abstauben, damit die für mein Buch Werbung machen.

Wie zu Grass so zu Schröder. Was Schröder zu sagen hat, paßt eigentlich auf einen abgefahrenen Fahrschein: Ich komme nicht mehr in die Politik zurück. Doch wen interessiert das schon?

Viel schlimmer in diesem Zusammenhang ist eine andere Äußerung. Da erdreistete sich doch ein Schwerverdiener namens Sommer glattweg zu behaupten, die Gewerkschaften seien die einzigen, die den Protest gegen die unsozialen blablabla kanalisieren können und ausdrücken. Und der Rhetorik nach klang es so, als ob er die rote stets griffbereit im Aktenkoffer mit sich führt, damit er der erste ist, der sie der kommenden Revolution vorantragen kann.

Für einen Gewerkschaftsboß eine bemerkenswertes Kurzzeitgedächtnis, das er via Medien den Menschen präsentiert.

Vergessen hat er in seiner Anmaßung, daß gegen seinen Willen 2004 monatelang Demos gegen Hartz-IV stattfanden. Seinem Gedächtnisschwund fiel zum Opfer, daß er es war, der aus Gründen der Staatsräson (Schröder nicht schwächen) den Metallerstreik im Osten des Landes abwürgte.

Und es war Sommer, der sich noch im vorigen Jahr demonstrativ auf die Seite von Schröder und dessen parteizerstörerische Bestrebungen schlug.

Und diese Gewerkschafter sollen Schröders Sturz betrieben haben? Herr Schröder sollte aus seiner Amtstätigkeit eigentlich wissen, welche Möglichkeiten zur Beendigung der Kanzlerschaft im Lande bestehen. Ein Sturz durch Gewerkschaftsfunktionäre gehört definitiv nicht dazu. Schon gar nicht durch solche wie Sommer und Co.

* Merke: ein gut erzogener Hund frißt nur, wenn Herrchen es auch erlaubt. Was macht aber dieses deutsche Föhjetong? Alle stürzen sich auf diesen Fraß und zermalmen ihn.