Zur Beendigung der juristischen Auseinandersetzung mit dem Wikimedia e.V. erklärt Lutz Heilmann:
Nachdem die falschen, ehrabschneidenden und deshalb mein Persönlichkeitsrecht verletzenden Inhalte weitgehend aus dem entsprechenden Artikel entfernt wurden, habe ich gegenüber dem Wikimedia e.V. erklärt, dass ich keine weiteren juristischen Schritte unternehmen werde und die Weiterleitung auf die Wikipedia-Inhalte unter http://de.wikipedia.org wieder geschaltet werden kann. Wikimedia e.V. kann also ab sofort die Inhalte der freien, nicht kommerziellen Internet-Enzyklopädie Wikipedia wieder über die URL www.wikipedia.de
Posted on Sonntag, 16th November 2008 by Ralf Lang
Politiker klagt gegen Wikipedia und erwirkt vorläufige Einstellung des deutschen Portals. Allein das genügt, um Wellen zu Schlagen in der Öffentlichkeit, den Medien, den Blogs und der ganzen sonstigen deutschsprachigen Meinerei. Soviel steht vor jeder Prüfung des Sachverhaltes fest: Wer gegen die Wikipedia handelt, kann nur ein Schurke sein. Der Übeltäter ist denn auch ein Buhmann wie aus dem Lehrbuch: Lutz Eberhard Heilmann ist nicht nur ein Ossi, sondern war auch noch beim MfS tätig. In die SED ist er eingetreten, aus der PDS ist er dann erst raus und wieder rein. Mittlerweile sitzt er für Die Linke im Bundestag und hat in seinem Landesverband jede Menge Streit. Schwul ist er auch noch und dazu dem Vernehmen nach nicht immer ganz offen und ehrlich gewesen, was seine Vergangenheit anging. Die Öffentlichkeit hat in ihm ihren Judas gefunden und den haut sie nun nach Herzenslust tot. Vorerst nur verbal und man hofft auch, dass es dabei bleibt. Wer so einen schönen Schurken gefunden hat, geht dann auch mal über die Fakten hinweg, die ihn zu seiner Klage gegen die Wikipedia geführt haben. Die einen, wie der Spiegel, in voller Absicht und wider besseres Wissen. Andere plappern das nach, weil sie es nicht besser wissen und weil es auch so schön in das Bild passt, das sie von Politikern mit SED- und MfS-Vergangenheit im Allgemeinen und Lutz Heilmann im Besonderen haben - so sie ihn überhaupt kennen. Auch der Zwiebelflüsterer vertat sich da in der Sache. Ursprünglich vertrat er die im Spiegel suggerierte Ansicht, Heilmann habe mißliebige biopgraphische Details verheimlichen wollen. Das passt zwar auch wieder ins Bild, stimmt aber blöderweise nicht.
Lutz Heilmann fühlte sich in seinen Rechten verletzt, weil auf der Wikipedia verbreitet wurde, er habe Personen per SMS bedroht und deshalb sei seine parlamentarische Immunität aufgehoben worden. Gegen die Autoren dieser Behauptung und gegen Wikipedia e.V. als Bereitsteller des Mediums ging er deshalb gerichtlich vor. Das Verfahren steht noch an, vorläufig ist das deutsche Portal eingestellt. Die eigentliche Wikipedia wird aber von der Wikimedia Foundation betrieben. Die sitzt - genau wie ihre Server - im Ausland und man kommt da so leicht nicht ran. Deswegen ist sie nach wie vor erreichbar.
Dem Bild Lutz Heilmanns in der Öffentlichkeit wird es wohl nicht helfen, wenn er am Ende Recht bekommt. Darüber kann man denken, wie man will. Die Urheber der Behauptung haben in jedem Fall ihr Ziel erreicht. Ob sie dafür bestraft werden, bleibt abzuwarten.