10. Januar 2009
es ist Krieg
Gestern wurde ich von einem jungen Burschen gefragt, was ich für eine Meinung zu da unten habe.
Wo, da unten?
Na in Israel. Die UNO hat doch total versagt, oder?
Die UNO hat damit nichts zu tun und kann da auch nichts tun. Da unten ist Krieg. Schnöder Krieg. Und wie haben Kriege in der Geschichte der Menschheit bisher immer geendet?
...
Nach 10 Sekunden kam er mit ganz kleiner Hilfestellung von alleine auf die Antwort.
Es ist Krieg
Ergänzend sei also noch ein wenig hinzugefügt.
Wer da denkt, es handelt sich um einen Konflikt zwischen Juden und Arabern, der ist gewaltig auf dem Holzweg.
Wer da denkt, die Israelis wollen die Araber vom Planeten fegen, sie also holocousten, der trampelt in die gleiche Falle.
Es ist ein schnöder Machtkampf zwischen israelischen Hardlinern an der Macht und, von mir aus, der Hamas und Hisbollah. Es hat sich nichts geändert seit von Clausewitz. Auch dieser Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln.
Zu einem kleinen Aspekt des Krieges noch ein Wort. Schon immer hat die Terrorisierung der Zivilbevölkerung in Kriegen eine Rolle gespielt. Es ist zwar verboten, wird an den Generalstabsakademien auch nicht explizit gelehrt, findet aber statt. Immer und immer wieder.
Die faschistische deutsche Wehrmacht kesselte die Stadt Leningrad ein und wollte die Bevölkerung aushungern. Gelungen ist es nicht ganz, doch der Blutzoll war schweinegroß.
Die alliierten Siegermächte verfügten in den Beschlüssen von Jalta und Potsdam eine der größten Massenumsiedlungen der Menschheitsgeschichte.
Und israelische Präzisionsbomben treffen ausgerechnet immer die Zivilbevölkerung, statt die Raketenschützen der Hamas und Hisbollah. Man muß das nicht gut finden, darf sich sogar moralisch echauffieren, aber es bringt nichts.
Genau das ist Krieg. Der hat seine eigenen Regeln, egal was in Genf, dem Vatikan, der UNO oder dem Roten Kreuz gerade palavert wird oder aufgeschrieben wurde.
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Und nun ein ganz kleines Wort zum Krieg.
Manchmal ist es ja besser, wenn Eltern ihren Kindern gegenüber ein Leben lang ihren Schnabel halten. Man muß nicht alles wissen.
Doch manchmal tragen die Eltern eine psychische Last durch ihr Leben, von der sie sich entlasten müssen. Die Luft muß raus.
Meine Mutter hat sich nie darüber geäußert, was vor 1945 war. Immer nur einen Satz. Sie sei mit einem Flüchtlingstreck aus der Nähe von Warschau via Frankfurt/Oder gen Mecklenburg vertrieben worden und habe ihre gesamte Verwandtschaft durch Bombenangriffe verloren. Ende der Ansage.
Die Wahrheit ist manchmal brutal.
Die Verwandschaft meiner Mutter, in Gestalt ihre Mutter und Großmutter, wurde von russischen Soldaten* vor ihren Augen erschossen. Einfach so.
Manchmal müssen sich Eltern eben doch Luft verschaffen. Und sei es Jahrzehnte später.
* Oder von ehemaliger SS in russicher Uniform.