Mein Lügenbarometer erzählte mir irgendwas von 25 Grad, ergo stülpte ich die kurzen über und radelte gen 100 Meter hohen Berg. 3km flacher Anstieg von 0 auf 0 Meter und der letzte Kilometer von 0 auf 100 Meter. Den habe ich ohne Absteigen bezwungen. Im kleinsten gerade noch (ver)tretbaren Gang.
Oben angekommen zog ich mir den grandiosen Rundblick rein und registrierte, daß Jungnazis in gar nicht so nazihaft aussehenden Klamotten ihr erstes Sonnenbad nahmen, was mir wieder die Sinnfrage ins Gedächtnis hievte, ob die Sonne auch für Nazis scheint und wenn ja, ob die sich dann auch einfach so bräunen dürfen.
Kreideweiß, oder hieß das käsebleich?, also zeitungspapiergrau fuhr ich los, und nicht wesentlich anders kam ich auch wieder.
Erstaunlich. Das deutsche Prekariat lag dermaßen verstreut auf den zahlreichen Wiesen rum, daß man meinen könnte, die Bundesluftwaffe habe an Ostern (ja, so heißt das jetzt) eine Tiefflugübung mit scharfen Streubomben, die es ja nicht gibt, veranstaltet.
Und dann sah ich kurz vor dem Ziel meiner Kaffeefahrt auf einmal einen Boxer zwei Rehkitze jagen. Also einen Hund der Ausformung Boxer, Rasse darf man ja nicht mehr sagen. Es ist schon phänomenal, wie weit sich dieses scheue Getier inzwischen in die Nähe riesiger Menschenansammlungen traut, denn Betrieb war heute schon wie weiland von Herrn Goethe in Faust, der Tragödie erster Teil, Reclams Universal-Bibliothek Band 1, 29. Auflage, German Democratic Republic 1975, S. 32 für EVP 1,- M beschrieben wurde.