18. Juni 2009

Nachtrag zum Wahlergebnis

Wahlergebnis

Sueddeutsche Zeitung vom 16.06.

sueddeutsche.de: Iran hat gewählt und das Regime hat das gewünschte Ergebnis bekommen. War diese Wahl eine reine Inszenierung, Herr Perthes?

Volker Perthes: Nein, das glaube ich nicht. Es gab Manipulationen und auch Stimmenkauf, aber das Ergebnis ist vor allem die Folge der letzten vier Jahre... Es war sicher keine perfekte, aber eine echte Wahl.
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sueddeutsche.de: In Europa und den USA hat das Ergebnis für Entsetzen gesorgt. Ein paar Bilder von hübschen Mädchen, die viel Haar zeigen, machen noch keinen demokratischen Umsturz. War der Westen zu naiv?

Perthes: Es ist ein typischer Fall von wishful thinking. Schon vor vier Jahren glaubte niemand an einen Sieg Ahmadinedschads. Dafür gibt es eine Erklärung: Journalisten, Wissenschaftler und Experten halten vor allem Kontakt zu Iranern im Norden Teherans, wo vor allem Geschäftsleute und Diplomaten leben. Also Menschen, die eine Fremdsprache beherrschen und modern sind. Zu anderen Teilen des Landes gibt es nur wenig Kontakt. Bei den Bassidschi, den paramilitärischen Milizen, oder den Revolutionsgarden der Pasdaran gibt es auch Hunderttausende junge Leute und wir wissen nicht, wie diese denken.
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Ich habe erst heute eine Umfrage des amerikanischen Centre for Public Opinion auf den Tisch bekommen, die im Mai durchgeführt wurde. Demnach ist Ahmadinedschad doppelt so populär wie Mussawi - genau dieses Ergebnis haben wir bei der Wahl gesehen.
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Niemand weiß genau, wie umfangreich die Manipulationen waren und ob all die Gerüchte wirklich stimmen.