17. Juli 2009

das freut die Oma, den Opa aber auch



Die stets bürgernahen und dem Volkswohl verpflichteten EU-Kommissare, unübertroffen in ihrer Sachlichkeit und Kompetenz, haben im weltweiten Kampf gegen das imperialistische Blutsaugerkapital einen historischen Erfolg erzielen können.

Unter der Androhung einer 500 Millionen Eurodollar schweren Strafe zwangen sie den Softwaremoloch Microsoft in die Knie. Er muß nun, zum Wohle der gesamteuropäischen Bevölkerung, das kommende Betriebssystem Windows 7 ohne Internetexplorer ausliefern.

Vollkommen zurecht schreibt deshalb der Konzern auf seiner Heimseite:

Lassen Sie sich überraschen

So wird es auch kommen. Denn für europäische Nutzer heißt das

Die Installation der endgültigen Version von Windows 7 kann nur in Form einer vollständigen Neuinstallation erfolgen. Sie müssen also eine Datensicherung erstellen, dann alle Anwendungen erneut installieren und anschließend Ihre Daten wiederherstellen.

Will heißen, die Klugheit und Weitsicht der Kommissäre hat einen eindeutig sozialen Zweck. Sie dient der Familienzusammenführung.

Denn, wenn Oma sich mühevoll das fertige Windows 7 runtergeladen hat, vor Aufregung alles durchklickert und nach 20 Minuten stolz ihre Anmeldung vornimmt, wird sie zwar flinker arbeiten können, aber ihr Strickvorlagenprogramm ist futsch. Sie hat nämlich nicht beachtet, daß es in Europa ein Überbügeln schlichtweg nicht geben wird, auch wenn sie lebenslange Erfahrungen im überbügeln hat.

Ergo ruft sie Opa, aber der schimpft auch nur wie ein Rohrspatz, denn seine mühsam in der Tabellenkalkulation erfaßte Briefmarken- und Streichholzetikettensammlung ist auch futsch. Die also nicht, die hat er ja noch in der Vitrine liegen. Aber die Aufzeichnungen dazu.

Aber Oma und Opa sind ja schlau. Ergo machen sie sich vor dem Kauf schlau und wuseln sich durch die klar strukturierten und sehr logisch aufgebauten Seiten bei Microsoft, um rauszufinden, was ihnen gut tut. Weil sie aus den simplen Texten allerdings nicht schlau werden, wird flugs der Enkel angerufen, er möge sich des Problems ihres Upgrades annehmen.

Und der wiederum kriegt das große Fluchen, weil mindestens zwei Tage seiner eh schon knappen Lebenszeit flöten gehen werden, um einen solchen Zustand herzustellen, wie er vorher da war. Er muß nämlich alle Daten auf dem PC sichern, jede Software notieren und downloaden, das Windows 7 aufspielen, die Programme wieder installieren und die Daten zurück sichern.

Aber auch Enkel ist schlau und sagt sich. Da warten wir doch mal ab, wer mehr auf dem Kasten hat, Microsoft, die EU-Kommissare oder die freaks. Die freaks hatten bisher für alles eine Lösung. Microsoft für einige Dinge. Die EU-Kommissare sind lösungsmittelfrei.

Enkel wird also solange warten, bis eine Meldung durch das Internet schwappt, auf der torrent-Seite sowieso ist eine preactivated deutschsprachige Windows-7-Version aufgetaucht, mit der das alles ein Kinderspiel ist. DVD-Image mounten, setup.exe starten und 20 Minuten später weitermachen.

Die freaks erledigen die Arbeit von Microsoft und machen EU-Kommissare lächerlich.

So einfach könnte es gehen. Wenn da nicht die EU-Kommissare mit ihrer antiimperialistischen Politik wären. Was sie dazu getrieben hat, Microsoft vorzuschreibem, den Internetexplorer aus dem Produkt herauszunehmen, das werden wir nie erfahren. Wir können es nur vermuten. Die dringende Not, Arbeitsplätze zu schaffen und das soziale Empfinden, Familien wieder zusammenzuführen. PC's sollen auch wieder besser verkauft werden, denn da ist die Talsohle auch noch nicht erreicht. Man bemüht sich aber. Im übrigen ist das kein Wunder, denn einen PC mit Vista und Upgrade-Option erübrigt sich, wenn man im Oktober die Bude eh schon wieder renovieren muß. Dann abwarten und gleich die fertige 7er Büchse kaufen.

Auch Oma will Windows 7. Es stricktvorlagt sich nämlich deutlich flinker und komfortabler. Und briefmarkenverschlagwortet sich eleganter.