Es ist unsinnig, die Armut daran zu messen, wie viel schlimmer die Zustände früher waren oder woanders noch immer sind. Die deutschen Armen leben hier und heute, wo sie auch ihren Lebensunterhalt bestreiten müssen, weshalb es ihnen überhaupt nichts nützt, dass Menschen zu anderen Zeiten und in anderen Ländern noch schlechtere Verhältnisse erdulden mussten oder müssen. Umgekehrt muss man die Armut daran messen, wie viel besser die Lage der sozial Benachteiligten sein könnte, wenn die Gesellschaft ihre hehren moralischen Ansprüche einlösen und den Reichtum gleichmäßiger verteilen würde.
Das schreibt uns Christoph Butterwegge im Freitag auf. Das ist sehr schön gesagt, oder treffend, oder auf den Punkt. Nur die Illusion, Reichtum sei ein Verteilungsproblem, die sollte er sich abschminken. Dann sähe seine Auffassung natürlicher aus.