Technology Review
TR: Als die Netzwerkanalyse in Mode kam, gab es Wissenschaftler, die dieses Instrument empfohlen haben, um damit Terroristen zu jagen. Aber man kann es auch verwenden, um die Bevölkerung zu überwachen. Was ist dran an den entsprechenden Ängsten?
Barabasi: Nichts. Um zu analysieren, wie sich Terroristen verhalten, müssen Sie wissen, wer ein Terrorist ist. Aber jedes typische Verhaltensmuster, das einen Terroristen charakterisiert, wird auch von zehn Millionen anderen Menschen gezeigt. Wenn Sie sagen, Terroristen verlassen ihr Haus nicht, dann finden Sie eine Million Menschen, auf die das ebenfalls zutrifft, die aber keine Terroristen sind. Wenn es also irgendeine Erkenntnis gibt, dann die, dass das Problem unterschätzt worden ist.
Natürlich kann man die Netzwerkanalyse auch nutzen, aber andersherum: Wenn ich einen Terroristen geschnappt habe, untersuche ich seine Kontakte, um zu sehen, wer noch dazugehört. Aber damit kann man keine Terroranschläge verhindern. Natürlich kann niemand sagen, was in der CIA oder den Geheimdiensten passiert. Aber meine Vermutung ist: Da ist viel Rauch und wenig Feuer.