13. Dezember 2009

Horrorvision 2010

Man könnte ja mal annehmen, wir leben im 3. Jahrtausend, seit dieser unrasierte Hippie die neuen Weltenläufte verkündet hat. Man könnte ja auch mal annehmen, alle technischen Probleme auf dem Weg in eine lichte Zukunft sind gelöst und es harren nur noch ein paar triviale Restfragen auf die pfiffigsten Tüftler. Z.B.kann das Hubble-Teleskop auch Galaxien fotografieren, die noch weiter entfernt sind als die am weitesten entfernte? Wie ist das eigentlich mit der kalten Kernfusion im Winter? War Hitler schwul usw.

All das könnte man annehmen, ruhigen Gewissens in den Laden gehen und definitiv ein Qualitätsprodukt kaufen, das sich dadurch auszeichnet, das es mit keinen Mängeln behaftet ist. Als Beispiel nehme ich mal das Samsung 5230, ein für meine Bedürfnisse vollkommen ausreichendes Telefon. Auf den ersten Blick top, auf den zweiten immer noch, auf den letzten hin Schrott. In zwei Punkten mindestens. Die habens nicht drauf, einen simplen Klickton als Tastenbestätigung zu implementieren, stattdessen Vibrator und/oder nervendes Geräusch.

Und noch viel schlimmer. Das mitgelieferte Headset kann man gleich am Ausgang in den Restmüllbehälter befördern. Stattdessen muß man sich für teures Geld einen Adapterstecker kaufen, schließt seine eigenen Kopfhörer an und erhält einen bombastischen Klang, wie gewohnt. Wenn... Ja wenn da nicht das gigantische manko wäre, daß er kein gapless playback beherrscht. Unterbrechungsfreie Musikwiedergabe im Jahre 2010? Zu trivial, das überlassen wir den Restetüftlern.

Das schlimmste aber ist, daß man sich die Festplatte mit 250 MB Datenmüll zuschaufeln soll, um ein paar simple Dinge mit dem Telefon erledigen zu können.

Ergo den iPod vorgekramt und mal nach "itunes alternativen" gegugelt. Drei gefunden, ausprobiert und in die Tonne getretetn, so apart und schnuckelig die auch sein mögen, denn auch denen mangelt es an der simplen Möglichkeit, das gapless-Flag zu setzen oder zu deaktivieren.

Also am Schluß doch itunes installiert, neue Musik auf den ipod geschaufelt, gapless eingestellt und die Welt ist in Ordnung.

Die Menschheit wird nicht an den großen Dingen im Leben scheitern, sie scheitert an den kleinen Dingen, die einem das Leben versauern, wie der auch im Jahre 2010 anhaltenden Unfähigkeit, einen bezahlbaren Mediaplayer mit gapless-Unterstützung auf den Markt zu werfen.

Ausgenommen sei an dieser Stelle ausdrücklich der Apple-Konzern, denn der beherrscht diese hoch komplizierte, komplexe und sehr diffizile Technologie, läßt die sich aber auch gut bezahlen.

Ich hätte einen Horror vor einer Welt im Jahre 2010, in der das unterbrechungsfreie Abspielen von Musikdateien Standard wäre.

Standard hat übrigens überhaupt nichts mit der weit verbreiteten Standart zu tun, denn die wiederum charakterisiert die Art des Stehens. Und das interessiert mich für das Jahr 2010 wiederum überhaupt nicht.