16. Dezember 2009

Wer wußte wann was? (2)

Wer wusste was wann? Das ist eine der entscheidenden Fragen des Untersuchungsausschusses zur Kunduz-Affäre, der sich an diesem Mittwoch konstituiert.

Das zumindest meint das Boulevardmagazin Spiegel um 07:31 Uhr in der Frühe. Doch wie bereits gestern exclusiv in diesem Blog gemeldet, geht es gerade nicht um diese Frage.

Oder besser, es geht schon um diese Frage, denn damit ist der Boulevardjournalismus auf Monate hinaus ausgelastet und somit nicht in der Lage, dicht am Problem entlang zu schreiben. Ich unterstelle da mal Absicht, denn solange das Thema meilenweit neben der Spur behandelt wird, ist allen beteiligten Seiten gedient.

So verwundert es dann nicht, wenn der Praktikant Florian Gathmann, unter tatkräftiger Zuhilfenahme des Chefpraktikanten Matthias Gebauer, bereits um 09:48 Uhr 10 brennend wichtige dringlichst aufzuklärende Fragen aufwirft, von denen nicht eine einzige der Klärung des Sachverhaltes dienlich ist.

Warum kam es überhaupt zu dem Bombardement?

Ist vollkommen unerheblich. Im Krieg fallen nun mal Bomben.

Gab es eine Veränderung der Bundeswehrstrategie in Afghanistan - und wie wurde sie kommuniziert?

Ist ebenfalls unwichtig, da die Bundeswehr mit gar keiner Strategie am Hindukusch krieg übt.

Warum bezeichnete Guttenberg den Luftschlag zunächst am 6. November als "militärisch angemessen" - um sich drei Wochen später grundlegend zu korrigieren?

Interessiert niemanden.

Was gab es für Fehler im Zusammenhang mit dem Bombardement - und warum wurden sie erst so spät bekannt?

Das ist nur für das Militär von Bedeutung, um die Einsatztaktik den konkreten Gegebenheiten anzupassen. Aus taktischen Fehlern lernt man eben. Auch beim Militär.

Warum mussten Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan und Staatssekretär Peter Wichert wirklich gehen?

Vollkommen irrelevant.

Wer kannte den Nato-/Isaf-Bericht zu welchem Zeitpunkt?

Unwichtig.

Was wusste Kanzlerin Merkel?

Nicht was der deutsche Kanzler wußte, ist von Interesse, sondern welche politische Strategie der deutsche Kanzler in Afghanistan mit welchem politischen Auftrag verfolgt und wie diese politische Strategie in dementsprechende Einsatzbefehle gegossen wurde.

Welche Rolle spielte das KSK bei dem Bombardement - und inwiefern waren deutsche Nachrichtendienste involviert?

Das ist dermaßen neben der Spur, daß es schon wieder erschütternd ist, wie doof Boulevardjournalisten in Wirklichkeit sind. Spezialkräfte und geheiomdienste werkeln in jedem Krieg und bewaffneten Konflikt und kochen ihr eigenes Süppchen.

Was wusste der damalige Kanzleramtschef de Maizière?

Wer will das wissen?

Was wusste Außenminister und Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier?

Vollkommen irrelevant. Hier lauten die wirklich interessanten Fragen. Ist FWS einer der Initiatoren der gegen die Regierung gerichteten Kampagne? Nutzt er oder sein enger Personenkreis frheres Herrschaftswissen aus, um der Regierung eine auszuwischen? usw.