24. Juni 2010

Nachlese

Hab ich mich mal durch die Berichterstattung Berliner Zeitungen zum Krachevent des Jahres geklickt und nachgelesen, ob die Reportierer auf dem gleichen Konzert waren. Sie berichten zum Teil ähnlich und decken meine Vergeßlichkeit gnadenlos auf.

Bei der TAZ und der Jungen Welt hab ich nichts gefunden, für die fand das dann eben nicht statt. Wer TAZ oder Junge Welt liest, verblödet eben.

In der Berliner Zeitung meint Jens Balzer:

Am Dienstag hat uns unwürdige Menschlein in unserer kleinen und unbedeutenden Stadt die größte Rock’n’Roll-Band des Planeten besucht; zwei köstliche, unvergessliche Stunden lang sind wir mit ihr in den Brunnen der ewigen Jugend getaucht.

Von winzigen Verschiebungen im Groove abgesehen, klingen die neuen Lieder aber sowieso wie die alten und umgekehrt, wodurch die Band ihre generationenverbindende Größe erhält.

„Wir singen jetzt einen Song über eine schmutzige Frau“, annonciert Brian Johnson nach einer Stunde... Und während Angus Young dazu seinen Kleider-vom-Leib-schüttel-Blues zupft, rupfen sich drunten im weiten Stadionrund die jungen Mädchen, die auf den Schultern ihrer Männer über die Masse rausragen, die T-Shirts bis hoch über den Hals und zeigen der Band ihre sekundenlang unbekleideten Brüste; die Stadionkamera zoomt die winkenden und rupfenden Mädchen heran und zeigt ihre Brüste auf den Großbildleinwänden, und bald ist es so weit, dass die Mädchen, die sich plötzlich auf der Großbildleinwand wiedersehen, wie in einem Reflex das T-Shirt bis zum Hals hochreißen und in der gleichen Bewegung zu denken scheinen: Bist du verrückt, dass Du hier 70 000 Menschen so mirnichtsdirnichts die Brüste zeigst?

Wer sonst hilft so bei der Reifung der Menschheit wie diese wunderbare, unentwegt kindische Band.


B.Z. 21.06.

Es heißt, AC/DC machen immer dasselbe Album…

Warum sollten wir uns in Gefilde wagen, in denen wir uns nicht auskennen? Nein, wir machen unser Ding, fertig.


B.Z. 22.06. 22:50 Uhr

Das Rezept? Keine Experimente!

...man muss nicht jung sein und gut aussehen, um als Musiker erfolgreich zu sein. Und man muss nicht einmal ansatzweise singen können! Wenn man die richtigen Songs und einen Gitarrenderwisch wie Angus Young hat, kann man auch eine Betonschüssel mit 70.000 Menschen zum Fliegen bringen.


Tagesspiegel

Es gibt weder Keyboards noch Bläser oder Background-Sängerinnen.

AC/DC stellen ihre Gestrigkeit geradezu aus.

Und den Büstenhalter, der auf die Bühne fliegt, wirft er (Brian Johnson) lächelnd zurück in die Menge.

Das programmatische „Let there be Rock“ walzen AC/DC zu einem orgastischen Finale und einer großen Feier ihrer selbst aus... Als die Kollegen Ruhe geben, gniedelt er noch einmal richtig los, schweißüberströmt, manisch, unvergleichlich.
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Kommentare

Herr
einen schlechteren Sound wie im Olympiastadion bei AC DC habe ich selten erlebt, die PA Anlage völlig übersteuert, das muß so nicht sein. Habe schon bessere AC DC Concerte gesehen als dieses. Bin ein bißchen Enttäuscht. Vielleicht bietet das Olympiastadion nicht die richtige Akustik für solche Rockveranstaltungen. Die Rolling Stones im Olympiastadion waren genauso schlecht vom Sound wie das heutige Concert von AC DC am 22.06.2010.
Gruß
H.Herrmann


Hierzu kurz eingeworfen. Genau das wollte ich eigentlich auch schreiben, daß AC/DC ohne Weiber klar kommt. Also auf der Bühne meine ich. Das ist schon fast ein Alleinstellungsmerkmal.

Ergänzend sei hinzugefügt, daß es genau ein Büstenhalter und ziemlich am Schluß war. Brian Johnson hat sich sehr artig dafür bedankt und ihn dann zurück geworfen. Das war wirklich eine anrührende Szene. Hab ich selber gesehen.

Regelrecht peinlich ist mir meine Vergeßlichkeit bezüglich der grottenschlechten Akustik. Full acknowledge. Wobei, exakt ab Thunderstruck hatte sich der Fall bei mir erledigt, ab da klang auf einmal alles schweinegut. Und bei den Stones war ich ja auch, das kann ich ebenfalls bestätigen, daß deren Akustik übel gewesen ist.

Nun aber zu den besten der besten der allerbesten Qualitätsgeldverdiener im Internet, den Brüdern des Hamburger Abendblattes, den Machern der Mottenpost. Die wollen mit ihren Artikeln Geld verdienen. Klicke ich auf Druckversion rauf, geht das bei mir auch für lau. Ob's jetzt noch so ist, weiß ich nicht.

Die haben gleich zwei Artikel ins Angebot gehievt.

23. Juni 2010 02:23 - Von Peter E. Müller und Katrin Rausch
23. Juni 2010 17:35 - Von Peter E. Müller

Hier geht es - darin sind sich alle einig - nicht um die hohe Kunst, sondern um Spaß, Phongewalt und bodenständiges Rock-Handwerk.

In der Zeitung Neues Deutschland durfte Sarah Liebigt einen sehr langen Text platzieren. Auch hier meine volle Zustimmung, aber als Frau schreibt man (!) den letzten Absatz wohl so:

»Thunderstruck« schließlich brachte das Stadion zum Kochen, der Refrain aus tausenden Kehlen gesungen passte sich perfekt bis zur Gänsehaut dem Soundgewitter an.

Die Senioren des Hardrock müssen längst nichts mehr beweisen. Wohl erst wenn einst Johnsons Stimme nach zwei Songs versagen und Angus Youngs traditioneller Strip zu »The Jack« nurmehr peinlich sein sollte, finden sich wohl auch unter tausenden Fans keine jungen Frauen mehr, die, völlig im Rock'n'Roll gefangen, vor der Kamera jubelnd ihre sekundären Geschlechtsmerkmale entblößen.


Frau Liebigt, die Damen haben via gigantischer Videoleinwand 70 oder 80 Tausend Leuten ihre wohlgeformten Titten gezeigt. Und das sah auch noch gut aus. Das war es, was ich gesehen habe.