9. August 2010
Petzen! - im Fäkalienesumpf deutschen Qualitätsjournalismus
Zum Petzen animiert die Sueddeutsche ihre kommentierende Leserschaft. Der tief in der Mitte der Gesellschaft angekommene Faschismus feiert fröhliche Urständ. Der Blockwart ist tot, es lebe der Blockwart. Scheiß deinen Nachbarn an, wo es nur geht.
Und es zeigt Wirkung.
Machen wir doch mal einen kleinen Ausflug zu den besten der besten Meinungsverbreiter die der deutsche Kleingeist aufzubieten hat und schauen uns an, wie Zensur und Anscheißerei landläufig bezeichnet werden.
Bei der Welt heißt knackig militärisch "Melden". So gehört sich das auch in einer militärisch verfaßten Gesellschaft.
Für die Bedenkenträger des Landes bietet die Zeit das Richtige. Man kann seine bedenken zu Markte tragen und einen Nachbarn verpfeifen.
Der Spiegel verzichtet auf eine solche Arbeitserleichterung und zensiert wohl anders, indem er nur unwichtiges Zeug auf seinen Servern deponiert.
Der stern hat erst gar keine Kommentarfunktion zugelassen, ich hab da auf die Schnelle jedenfalls nichts gefunden, was kommentiert worden wäre.
Selbst beim focus entdecke ich eine solche Entscheidungshilfe erst mal nicht.
Bei der Jungen Welt kann man sicherheitshalber nur Leserbriefe schreiben.
Bei der FAZ kann man zumindest jemanden anschwärzen, in dem man ihn eine schlechte Note erteilt, ihn bewertet.
Bei heise hat jemand die Zensur verwissenschaftenglischt und liberalisiert, denn dort heißt das bürokratische Verfahren "Leser-Feedback zum Beitrag".
Muß man sich selber etwas Anschwärzerlyrik ausdenken, damit die angenommen wird. Viel zu anstrengend, finde ich.
Petzen muss sich wieder lohnen, wie es der Spiegel treffend zusammenfaßte. Besser hätte ich es auch nicht zum Ausdruck bringen können.