26. Februar 2011

+++14:43 Uhr: Nato schließt Eingreifen aus+++

Das war zwar schon vorgestern, muß aber zwingend in die deutsche Sprache übersetzt werden.

...schließt die Nato ein militärisches Eingreifen in dem nordafrikanischen Land aus. Das Verteidigungsbündnis habe nicht die Absicht, in Libyen einzugreifen, sagt Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen...

Eigentlich klingt das ja ganz gut. Hinterfragt man die Aussage, dann ist es eher peinlich. Hochnotpeinlich, denn was sie im Klartext bedeutet, ist erklärungsbedürftig. das sind in ungeordneter Reihenfolge:

- Die NATO sieht zur z.Z. keine Option, genügend militärische Kräfte zu mobilisieren, eine komplexe Militäroperation gegen Libyen durchzuführen, die aus mindestens drei wesentlichen operativ-strategischen Operationen bestehen müßte

a) Seeblockade
b) Vernichtung der Libyschen Luftstreitkräfte und Erringung der Luftherrschaft unter Beibehaltung mindestens einer, wenn möglich zweier betriebsfähiger Landeplätze
c) Anlandung bzw. Lufttransport von beweglichen Truppen und der dafür notwendigen Unterstützungseinheiten

Nur in dieser Dreieinigkeit wäre überhaupt eine solche Militäroperation sinnvoll. Läßt man eines weg, kann man die Angelegenheit gleich abblasen.

- Wenn überhaupt, dann kämen italienische, amerikanische, spanische und deutsche Truppen in Frage, die müßten aber unter einen Hut zu kriegen seien, was in Deutschland sehr schwierig sein dürfte und heftige politische Turbulenzen auslösen könnte.

- Wir wissen nichts, aber auch gar nichts über die reale Kampfkraft der libyschen Streitkräfte. Wir wissen zwar, was sie haben, wir wissen wo sie disloziert sind, wir kennen die ungefähren Marschrouten. Das alles ist kein Geheimnis. Wir wissen aber nicht, was sie gebunkert haben und inwiefern die Berber ihre Sandhügel zum letzten Sandkorn verteidigen. Also Finger weg, die Sache ist zu heiß.

- Eigentlich geht es nur ums Öl, der Rest ist uns scheiß egal. Wir müssen also Wege finden, daß die Ölquellen weiter munter sprudeln. Ein militärischer Konflikt könnte auf Jahre hinaus sehr kontraproduktiv sein und scheint nicht angeraten.

- Ein militärisches Eingreifen in Libyen wäre nur von den USA zu stemmen, alle anderen NATO-Staaten beliefern den Kriegsschauplatz mit Hilfstruppen. Die USA sind jedoch auf Grund ihrer Präsenz im Irak und Afghanistan momentan überhaupt nicht in der Lage eine dritte derart große Militäroperation zu bestreiten.

- Ein militärisches Eingreifen in Libyen könnte einen Flächenbrand in der gesamten Region auslösen und Israel mit hineinziehen. Davor ist uns Himmel, Angst und Bange. Die Folgen sind überhaupt nicht kalkulierbar.

usw.

Die NATO scharrt mit den Schnürstiefeln. Unterm Schreibtisch. Und damit ist momentan allen Seiten gut gedient, denn die NATO hatte diese Region der Erde bisher nicht auf ihrem Radar. Pläne zu deren Befriedung und Einverleibung, das dauert. Die Praxis, jahrzehntelanges Wohlverhalten einzukaufen, die geht gerade krachen. Shit happens.