10. Februar 2011

der größte Geheimdiensterfolg seit einem halben Jahr

Vor einem halben Jahr wurde uns von den Qualitätsmedien verklickert, in den USA sei der größte Spionagering Rußlands seit Ende des kalten Krieges durch die unermüdliche Arbeit des FBI enttarnt worden. Nur im Kleingedrucksten hieß später, eigentlich sei der Agentführer mit einer Namensliste stiften gegangen, was Putin zu einigen derben Äußerungen bezüglich der Lebenserwartung und -qualität des selbigen veranlaßte.

Dann konstruieren wir uns jetzt mal ein schönes Verschwörungstheorem, das nicht mal fefe im Angebot hat, obwohl er doch auf solche Dinge steht.

Nehmen wir mal an, wikileaks ist den Machthabern und Artverwandten ein Stachel im Arsch, weil sie es sich nicht mehr ganz so bequem in ihren Sesseln machen können, wie sie es eigentlich möchten, denn immerhin hat wikileaks diverse Schmutzwäsche öffentlich aufgehangen, ohne sie vorab zu waschen.

Und nehmen wir mal an, daß demzufolge diverse Geheimdienste der Welt mit entsprechenden Gegenmaßnahmen beauftragt wurden, um diesen Sumpf unkontrollierten Informationsabflusses trocken zu legen.

Nehmen wir uns das tagesaktuelle Ergebnis, dann war die Operation von Erfolg gekrönt. Wikileaks existiert nicht mehr und ist nur noch damit beschäftigt, in den nächsten 20 Jahren täglich 5 bis 10 Protokolle von Diplomatengeschwätz zu veröffentlichen.

Hauen wir jetzt in diesen Topf mit rein, daß sich gestern jemand dahingehend geäußert hat, er habe alle Dokumente, die wikileaks mal gehortet hatte, gestohlen und sicher verwahrt, dann rundet sich das Bild zu einem Ganzen. Fügen wir noch hinzu, daß derjenige es bis heute auch nur bei Drohungen mit Ankündigungen belassen hat, die von ihm präferierte Enthüllungsplatform auch nur ein leerer Torso ist, dann ergibt das alles auf einmal Sinn.

Operation erfolgreich beendet, whistleblower-Szene kalt gestellt.

Das ist doch mal eine Verschwörungstheorie, die selbst mir gefällt und Potential für einen knackigen Hollywood-Schinken hat.

So ein Mist fällt einem ein, wenn man geschlagene drei Stunden beim Arzt sitzt, um die wieder aufgetretene Stuhlgangsbeschleunigung nun doch ärztlich abklären zu lassen. Irgendwie muß man ja die Zeit rumkriegen. Mit den ausgelegten Lesezirkel-Publikationen funktioniert das leider nicht, denn die hießen Spiegel, focus und stern.

Ahja, der screenshot kommt ja wie bestellt. Der Verschwörer heißt wohl Daniel D. Da weiß BILD wieder mal mehr als ich.

Gar lustig zu lesen, die Auseinandersetzung zwischen Kristinn Hrafnsson und Daniel D.

Ersterer sagt. He was also never a computer scientist, or computer security expert...
Daniel D. antwortet: I hold two degrees in computer science and worked for around 6 years as a network security engineer. Do you need copies of the degrees?

Zu deutsch. A sagt: Er war nie Computerwissenschaftler oder Experte für Computersicherheit.
B. entgegnet: Ich habe zwei Abschlüsse in Computerwissenschaften und arbeitete ca. 6 Jahre als Angestellter für Netzwerksicherheit.

B geht also überhaupt nicht auf die von A aufgestellte Behauptung ein, führt stattdessen ins Feld, daß er Papiere hat und mal arbeiten war, was impliziert, daß ich A mehr Glauben schenke. Überprüfen kann ich es ja nicht.