30. April 2011

das Festival der Textbausteine - die Lena-Bomber hinterfragt

Ich hatte ja gestern orakelt, daß wir es ab heute mit einem Festival der Textbbausteine zu tun haben werden. Siehe da, so kam es auch. Recherchiert man den abgeschriebenen Stichworten "Wasserstoffperoxid Zitronensäure Hexamin" hinterher, dann ist man fast geneigt, deutschen Journalisten entweder bösen Willen oder komplette Ahnungslosigkeit zu unterstellen. Oder soziale Abstiegsangst. Vor letzterer schützt nur, wenn man brav die Worte auf den jeweiligen Internetserver kopiert, die dem Gottvater deutscher Terrorbekämpfung höchstselbst entfleuchten. (siehe screenshot). Somit weiß ich auch gleich, daß ich mich mit dem Thema nicht weiter beschäftigen muß, wenn alle identische Texte bei ihrer lokalen Redaktion einreichen. Das ist journalistischer Müll, der da produziert wurde. Mehr nicht.

Gleich die ersten beiden Links sind noch am spannendsten, denn sie versprechen (!) die ultimativen Anleitungen zum Sprengstoffbasteln zu liefern. Das sind allerdings Versprechen, die in etwa jenen eines Anlageberaters, Versicherungskaufmannes oder Kaffeefahrten-verkäufers gleichkommen, mit höchster Vorsicht zu genießen und oftmals nicht zielführend.

Der eine sagt so, der andere so.

Früher hätte man Bücher, wie das von Bialke, mit schallendem Gelächter in die letzte Ecke gepfeffert und nie wieder angerührt...

Und heute? Jeder Idiot zitiert irgendeine Scheiße aus diesem Buch; und alle sind ja so begeißtert... Meine Güte...
Leute ich kann euch sagen... Wenn ihr auch nur ein Fünkchen Selbstachtung habt, schmeißt dieses Buch in den Müll!

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Das BKA und viele kommerzielle Medien sind scheinheilig und betrügen Euch!"
Dankeschön


Beschäftigt man sich mit den Ingredenzien zur Herstellung der Lena-Bombe, dann wäre nach allerspätestens 10 Sekunden klar gewesen, daß das Unterfangen zum Scheitern verurteilt ist.

Die beiden ersten Links können nicht miteinander. Das ist für meine Betrachtung irrelevant. Relevant ist, daß beide unisono klarstellen, daß die von den investigativen Journalisten aus Ziercke rausgekitzelten explosiven Informationen schlichtweg Blindgänger sind, für den Hobbybastologen vollkommen ungeeignet. Mit diesen Bestandteilen sprengt man sich höchstens selber in die Luft, aber nicht unsere Lena.

Exemplarisch sei am Beispiel von Wolfgang Janisch erklärt, welchen Stuß deutsche Journalisten produzieren, solange man sie dafür bezahlt. Ich habe mir den rausgepickt, da er schon am Vormittag in diesem Blog mit einer höchst negativen Bewertung bedacht wurde und so die Kontinuität gewahrt ist. Was hat sich der Mann also vom Ziercke in sein Notizbuch diktieren lassen?

Der Bombenbau steckte noch in der Experimentierphase.
Auch sie wollten eine Splitterbombe konstruieren, versetzt mit Metallteilen - so schilderten es am Samstag Vize-Generalbundesanwalt Rainer Griesbaum und BKA-Chef Jörg Ziercke.
Wie weit das Trio tatsächlich mit seinen Vorbereitungen war, wird nach Zierckes Worten erst eine Auswertung sichergestellter "Substanzen" erweisen.


In dieser Reihenfolge sind die Aussagen aufgelistet. Daraus lassen sich zweierlei Dinge schlußfolgern. Der Ziercke merkt nicht, wie doof er ist, und der Janisch merkt nicht, wie doof der Ziercke ist. Wenn überhaupt erst mal untersucht werden muß, wie und ob die Substanzen zu irgendwas geeignet waren, dann möge man bitteschön einfach seine Klappe halten und das Ergebnis der Untersuchung abwarten. Daraus das Splitterbomben-Märchen zu basteln und der Presse zum Fraß vorzuwerfen, das grenzt schon an bösartige Falschinformation.

Kann man nun daraus den Journalisten einen Strick drehen? Ja, man muß es sogar tun, denn deren Aufgabe ist es ja nicht, die 100ste Filiale der Presseabteilung des BKA zu eröffnen, sondern deren Aufgabe ist die kritische Hinterfragung des Beamtenstusses.

Selbst der hier mit aufgelistete Christian Rath von der TAZ ist strohdoof. Nachdem er 2 Seiten lang die Presseerklärung von Ziercke rezitiert, kommt das nüchterne und teils wirre Fazit.

Bei der Hausdurchsuchung wurde kein Sprengstoff gefunden. Außerdem stellte das BKA fest, dass der Plan zur Herstellung eines Zünders gar nicht hätte gelingen können, weil die Terrorbastler die falschen Grillanzünder gekauft hatten.

Es wird zwar so nicht gesagt, aber läßt sich draus schließen. Es ging erst mal um die Bastelei des Sprengzünders. Und schon das scheiterte. An der Sprengladung als solcher waren sie noch gar nicht dran.

Ach waren das noch Zeiten, als solche Vorfälle einfach, verständlich und umfassend in einen Zweizeiler gepackt wurden. Da gab es keinen journalistischen Spielraum für Scheiß. Wenn doch, dann wurde der gleich mitgeliefert.

Wie ADN aus für gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen erfuhr, wurden am 29. April mehrere Personen wegen subversiver Tätigkeit festgenommen. Die zuständigen Sicherheitsorgane haben die dafür notwendigen Ermittlungen eingeleitet.

Sehr geehrte deutsche Journalisten,

der Porno-König (BILD) ist tot. Das ist ob eurer Terrorgläubigkeit vollkommen untergegangen. Harry S. Morgan hat die Gemüter der Deutschen mit seinen bombastischen Busen-Produktionen weitaus mehr erregt als ihr mit eurem aufgeschriebenen Hobbykeller-Wissen.