Daß der Firma Sony Daten geklaut wurden, das alles ein Datenklau ist, darüber sind sich die Expertenfedern deutscher Zunge einig. Genauso einig sind sie sich darüber, daß es sich gleichzeitig um einen Daten-Gau (welt) handelt, ohne zu begründen, warum in dem einen Fall keine optische Hervorhebung per Bindestrich nötig ist, im anderen schon. Mit der komplexen und komplizierten Frage, ob es sich um die Daten von Sony oder die Daten der Kunden handelt, damit belästigen uns die Medien gottlob überhaupt nicht. Es könnte ja sein, Sony war nur die Verwahranstalt der Daten. Darüber hinaus steht die Vermutung im Raum, von den Daten ist nur eine zusätzliche Sicherheitskopie angefertigt worden. In Wirklichkeit befinden sich diese Daten noch bei Sony, jemand anders hat aber dafür gesorgt, daß sie schnell wieder zur Verfügung stehen, sollte den Daten bei Sony ein Gau drohen. Wir haben es, so meine Ferndiagnose, also nicht mit einem Datenklau, sondern mit einer Datenverfielfältigung zu tun. Das ist aber was anderes und artet erst dann zu einem Gau aus, wenn die Menge der Daten mit der zur Verfügung stehenden Rechentechnik in angemessener Zeit nicht mehr gespeichert und/oder verarbeitet werden kann.
Was soll's. Japan wieder mal. Diesmal mit dem Daten-Gau und der nicht beantworteten Frage, wann der Bitstrom entfleuchter Daten auf Europa niederprasselt, wie dereinzt die Cäsiumatome. Kürzlich. Also neulich.
Diese wichtige Frage wird uns nicht beantwortet. So muß ich nun alleine entscheiden, ohne die tägliche (Über)Lebenshilfe deutscher Medien, was zu tun ist. Bleibe ich zu Hause, suche ich den Keller auf, deck ich mich mit Daten ein? Fragen über Fragen, die keine Antwort in den besten deutschen Medien finden.
Stattdessen üben sich die Starpraktikanten in Althergebrachtem. Die Zeit macht damit auf, daß in den USA 70 Menschen verstorben seien und vergaß dabei zu erwähnen, daß, statistisch betrachtet, alleine am heutigen Tage noch weitere 6605 USA-Bürger ins Gras beißen werden. Die hatten auf dem begrenzten Datenklau-Volumen des Zeit-Servers wohl keinen Platz mehr, so daß man diese Zahl gleich unter den Tisch fallen ließ.
Unter all den Belanglosigkeiten, die uns die Langweiler der Nation mitzuteilen pflegen, ragt dann doch die Welt heraus.
DIE WELT Autor: Ulrich Clauß | 07:04
Millionen Sony-Kunden zittern um ihre Daten
Ich hör die morschen Knochen klappern und grusel mich. Erst recht gruselt mich, wenn der Bundesdatenschutzbeauftragte wie folgt zitiert wird:
"Dieser Daten-GAU zeigt, dass es immer ein Restrisiko gibt, wenn viele Daten gespeichert werden. Datensparsamkeit und Datensicherheit sind zentrale Grundvoraussetzungen, um solch einen Daten-GAU zu verhindern."
Nun wird mir langsam schwummerig. Restrisiko bei Datenspeicherung? Also bei vieler Datenspeicherung natürlich. Muß jetzt nicht doch, und das bitteschön ganz schnell, umgedacht werden? Ausstieg aus der Datenspeicherung - jetzt? Brauchen wir ein Datenspeicherungsausstiegsgesetz? Gilt das dann auch für Programmierfehler?
Frau Roth, übernehmen sie.