Komme ich ihn heute besuchen, schnarcht der doch glattweg. Glaube ich jedenfalls. Er hatte es sich in der Astgabel hinter seinem Glöckchen bequem gemacht, um erstens in Deckung zu sein und zweitens sein Bimmelglöckchen zu bewachen. Kennt ihr ja von früher beim Wacheschieben. Munidepot bewachen und ein Mützchen Schlaf reinziehen, das ging einwandfrei. Und genau das kann Maxl auch.
Ich stecke den Kopf ins Wohnzimmer, da krächst er erst mal was vor sich hin, schüttelt sein Federkleid und stiert mich dann mit großen Augen an. Ähnlich wie wir, die nach der Bewachung des Munidepots erst mal ausgiebig gähnten und Reck- und Streckübungen veranstalteten. Da ist ein Wellensittich ganz Mensch.
Maxl wußte, nachdem ich nahe genug bei ihm dran war, was er zu tun hat. In Habachtposition setzen und auf seine Glocke aufpassen, denn meine erste Aktion ist immer, sie wieder runterzuhängen und eine kleine Melodei intonieren, die er inzwischen kunstvoll mit eigenem Gesang begleitet.
Heute jedenfalls hat er nach Herrichtung der Kampfbereitschaft, das Glöckchen wird wieder hochgehievt, ein Flugmanöver vollzogen und anschließend umfänglich über seinen Rundflug im Wohnzimmer berichtet.
Außerdem hatte ich ihm damals beigebracht, wie er mit lebensmittelechten Tuschefarben Postkarten für hilfsbedürftige Kinder malen kann, ähnlich jenen, die Orangs oder Elefanten zur Erwachsenenbelustigung in den Zoos anfertigen, die ich demnächst am S-Bahnhof für meinen guten und bedürftigen Zweck zu vertickern beabsichtige. Die sind echt schnabelgemalt und damit Unikate. Leider hat Maxl nach Fertiggestellung der Bilder vor lauter Freude mit den Pinseln und Tuschefäßchen rumgealbert, wie im Video zu sehen ist.
Video: Maxl nach dem Tuschezeichnen