20. August 2011

am Ende siegt immer die Mafia

100 Kilo Kokain entdeckt - Riesen-Schlag gegen Kokain-Mafia
Schlag gegen Drogenhändlerring: Kokain für zehn Millionen Euro

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Für einen Literaten ist es immer vertrackt, den Einstieg in ein voluminöses Werk zu finden. Wird die erste Seite versaut, die viele im Buchladen durchackern, sind die restlichen 500 kaum noch der Mühe wert. Ich selber wurde der Verantwortung für die Kaufentscheidung enthoben, da mir der Inhaber des Kölner Krimibuchladens höchstselbst die Entscheidung abnahm. John Le Carre könne er nicht empfehlen, langweilig, aber der Forsyth wäre ganz gut zu lesen. Habe ich den Forsyth mitgenommen und Le Carre liegen lassen.

Der Einstieg ist trotzdem abstrus. Bei einem kleinen Galadinner im präsidialen Ambiente Washingtons kommt eine Kellnerin ins Schlottern, wird dezent hinausgeführt, die Präsidentengattin schlurft hinterher und eruiert den Grund der Traurigkeit. Ein, zwei behutsame Fragen (S. 16) reichen dafür aus.

Der Enkel der Kellnerin wurde mit einer Überdosis Kokain im Bauch gefunden und nach Untersuchung der Umstände für die Bestattung freigegeben.

So kam es, dass die First Lady der USA und eine ältliche Kellnerin, beide Nachkommen von Sklaven, einander in einer Ecke des Anrichteraums trösteten...

Fünf Stunden später, in der beinahe vollkommenen Dunkelheit des Schlafzimmers... merkte die First Lady, dass der Mann an ihrer Seite nicht schlief...

Er lag im Dunkeln und dachte nach.
(s. 17)

Der Präsident schwingt sich aus dem Bett, ruft zu nachtschlafener Zeit den Chef der DEA an und ordert für früh um 9 Uhr ihn selbst nebst einem Berg an Informationen ins Oval Office.

Informieren sie mich über Kokain. Sie haben Unmassen von Material darüber. Ich brauche ungefähr zehntausend Wörter... Nur die Fakten. (S. 22)

Der Auftrag ging an den Operationschef der DEA.

Stellen sie es so übel dar, wie es ist. Da könnte eine Erhöhung des Etats auf uns zukommen. (s. 23)

Ja, der Einstieg in

Frederick Frosyth
Cobra
C. Bertelsmann Verlag, München, 2010
399 Seiten

ist wahrlich abstrus und heftigst aus den Fingern gelutscht. Doch anders ging es wohl kaum, als die Angelegenheit persönlich zu machen, auf die Tränendrüsen zu drücken, in der Hoffnung, daß einem doch noch 400 Seiten lesbarer Stoff einfallen.

Der Rest des Buches ist von den Fakten an sich bekannt, nur nicht, was der Präsident genehmigte, um dem Kokain-Schmuggel ein für alle Mal den Garaus zu machen.

Der Präsident möchte Folgendes wissen.Wäre es mit unserer gesamten Technologie und allen unseren Spezialeinheiten möglich, die Kokainindustrie zu vernichten? (S. 42)

Ein paar Tage später lautete die Antwort ja, wenn man ihn machen lasse, die Cobra, den alten Haudegen verborgener Schlachten.

Das, was er sich dann einfallen lassen hat, ist kurzweilig geschrieben und liest sich gut. Der Erfolg gibt der Cobra recht. Die Kolumbianischen Kartells sind vernichtet.

Das Ende des Thrillers ist nichts Persönliches. Aber so behandelt man den Don einfach nicht.

Aus der Sicht der ruckzuck durchgearbeiteten fast 400 Seiten Kokainjägerei sind die Jubelarien in den Medien nichts weiter als Blödsinn. Am Ende siegt immer die Mafia.