18. August 2011

Korrektur eines zurückliegenden posts

Am 8. Juli ging in diesem Blog die Rede vom Tod einer Zeitungsente. Durch die Festnahme eines Pyromanen* waren die Autobrände in Berlin schlagartig zurückgegangen, obwohl die Hauptstadtpresse mindestens eine RAF-2.0 herbei schrieb, es wenigstens den linksterroristisch Extremradikalen zuschrieb, auf jeden Fall dem politisch verortbaren Tätermilieu.

Nun, ich hatte mich geirrt. Das Autozündeln hat momentan wieder Hochkonjunktur, ist binnen der letzten drei Tage rapide angestiegen und ein ernsthaftes Problem. Für Feuerwehr und Polizei soundso, für Schriftsetzer jeder coleur erst recht, da hochwillkommen zur Befüllung des Sommerendlochs.

Ich greife exemplarisch den Kriminologen Zettel heraus, der wieder einmal gegen seine eigenen Grundsätze verstößt und plump agitatorisch argumentiert, statt sachlich zu analysieren, was er zweifelsfrei kann, denn in vielen anderen posts befleißigt er sich dieser Herangehensweise.

Doch diesmal ist für Zettel alles klar. Er bedient sich ausgangslagig bei der Sueddeutschen um sich zum Ende hin für die klare Ansage zu bedanken. Nur, das hilft bei der Tätersuche nicht, was er zwischendurch aufschreibt, sondern bedient jene Argumentationslinie, die man eher einem Stammtischminister zutraut.

Zu fragen ist aber, wie effizient eigentlich der Berliner Verfassungsschutz die linksextreme Szene überwacht.

Das - wie es in linksextremen Kreisen genannt wird - "Abfackeln" von Autos, um unliebsame Bewohner des betreffenden Wohngebiets zu vertreiben, kommt ja nicht aus dem Nirwana. Es kommt aus einer linksextremen kriminellen Szene, die eigentlich vom Verfassungsschutz überwacht werden sollte.


Fehlt bei Zettel nur noch die explizite Aussage, auf indymedia seien die geistigen Brandstifter zu suchen, dann haben wir die Logik, deren Dürftigkeit er im Falle Anders B. (Name gekürzt) nachwies und von deren Gebrauch er abriet, da sie nicht zielführend sei.

Für Körting, dem das Thema sicher auch unter den Nägeln brennt, ist die Sachlage eine andere, wie es beim RBB heißt.

Berlins Innensenator Ehrhardt Körting geht davon aus, das die aktuelle Serie von Autobrandstiftungen nicht auf das Konto von Linksextremisten geht.

Dem rbb sagte Körting am Mittwochabend, er könne bei den Taten kein politisches Motiv erkennen. Betroffen seien ganz normale Bürger. Die Polizei vermute, dass inzwischen mehr als die Hälfte der Brandstiftungen von Nachahmungstätern oder einem Pyromanen verübt werden.


Die Polizei vermute, so heißt es, was bedeutet, sie weiß es nicht. Das ist eine klare Aussage, denn als Ermittler sollte man sich schon an die Fakten halten, was Körting auch in besonnener Weise tut. Mit dem klaren Insiderwissen, über das hingegen Zettel vefügt, sollte er sich flugs auf den Weg zur Berliner Polizei machen, die sind für jeden Hinweis, der zur Ergreifung der Täter führt, dankbar.

Ich bin ja in Verschwörungstheorie nicht so der große Reißer, aber eine Arbeitstheorie hätte ich als Gegenmodell zu Zettel schon anzubieten. Was wäre, wenn es sich bei den Autozündlern um der CDU nahe stehende Kreise, Stadtkewitz-Truppen oder gar Rechtsextreme handelt, die im Wahlkampf ein Klima der Angst und Frustration schaffen wollen, auf dem gut Feuer auszupinkeln wäre? Die CDU hat keine Chance im September. Mit brennenden Autos hätte sie ein paar Prozentpunkte mehr, denn auf den Wellen der Empörung läßt sich gut im Wind segeln.

Doch irdisch ist aller Laster, selten verschwörungstheoretisch beweisbar.

Beispiel:

Ich wohne ja an einer viel befahrenen Ausfallstraße gen Umland, auf der Polizei und Feuerwehr entlang brausen, um dann an einer der Tangenten zum jeweiligen Einsatzort abzudrehen. Der Klang der Sirenen ist mir also vertraut und nervt zuweilen, obwohl ich durch 11stöckige Hochhäuser schalltechnisch passabel abgeschirmt bin. Im Juni/Juli half das nicht allzuviel, da viele Einsätze im umliegenden Rayon erst nach 22 Uhr stattfanden. An Einschlafen war kaum zu denken, da sich die Orchester von Polizei- und Feuerwehrsirenen regelmäßig ihren Übungsstunden hingaben. In fast allen Fällen handelte es sich um Brandstiftung in Hauseingängen und Kellern.

Seit vor zwei Wochen ein Obdachloser gestellt werden konnte, gleich um die Ecke übrigens, der mehrere dieser Brände gelegt hatte, ist weitestgehend die Ruhe der Sirenen eingezogen, hier, bei mir im Quartier, denn es mangelt zu nachtschlafener Zeit an den Kolonnen ausrückender Feuerwehren und Polizeiautos.
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* Ich weiß es nicht ganz genau, aber der soll inzwischen verurteilt worden sein. Zu 22 Monaten. Auf Bewährung! Das heißt wohl, er darf jetzt, da in Freiheit, 22 Monate lang keine Autos mehr anzünden, sonst wandert er in den Knast.

Das wäre eigentlich das Thema gewesen, an dem sich Zettel hätte abarbeiten können.

Die Brandschatzungen sind medial inzwischen dermaßen interessant, daß die Sueddeutsche nicht umhinkam, eine Klickstrecke zwecks Erhöhung der Zugriffszahlen einzurichten:

Bildstrecke: Fahrzeug-Brandstiftungen in Berlin – Wenn es dunkel wird, brennen die Autos
(Bildstrecken werden in diesem Blog nicht verlinkt)