19. September 2011

Journalismus in der Illegalität

Man mag es kaum glauben, doch auch in einer aufgeklärten Demokratie gibt es Journalisten, die gezwungenermaßen tief in der Illegalität arbeiten (müssen). Beispiele gibt es zur Genüge. Nehmen wir nur jene Abteilung des Spiegel, die Ende des vorigen Jahres als bevorzugter Medienapartner beauflagt war, sich über die Depeschen zu empören. Was ist draus geworden? Nachdem der deutsche Bundeskanzler ein Machtwort sprach und dies als Cocktail-Geschwätz abtat, ist die Empörungs-Re(d)aktion des Spiegels in die Illegalität gewandert. Gleiches bei der Welt. Anfang des Jahres verkündeten sie, sie haben nun auch diesen Kabelsalat, von dem alle schreiben, werden diesen ausführlich dokumentieren, aber nur das, was im redaktionellen Interesse ist. Und? Jemals wieder etwas von gehört? Nein, auch in der Redaktion der Welt gab es nichts, was auf redaktionelles Interesse stieß oder aber, auch dieser Teil der Journalisten muß nun sein Leben in der Dunkelkammer journalistischen Daseins fristen.

Das jüngste Beispiel bekommen wir seit heute serviert, jenen Teil journalistischer Qualität, der seit Monaten unter höchster Konspiration vorbereitet wurde, damit zum richtigen Zeitpunkt auf den Punkt hin veröffentlicht werden kann. Nichts, aber auch gar nichts deutete in den vergangenen Monaten darauf hin, daß sich deutsche Qualitätsmedien mit ihren Edelfedern auf den Einzug der Piraten ins Berliner Landesparlament beschäftigen würden. Sie haben alle die Klappe gehalten, recherchiert, vorgeschrieben, gewichtet, sortiert, notiert und rotiert, um rechtzeitig zur Verkündung des Wahlergebnisses ihre Expertenexpertisen aus der Schublade zu zaubern, sehe ich mal von der Wiedergabe der Orakelzahlen verschiedener Zählgemeinschaften ab, die unter dem Begriff Sonntagsfrage subsumiert werden können.

Seit heute werden wir mit dem voluminösem Kenntnisstand der deutschen Medien, daß sie tief in der Illegalität erworben haben, überhäuft.

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Liebe Qualitätsjournalisten, ihr glaubt doch nicht etwa im Ernst, daß ich auch nur einen dieser Artikel lese.