Klingelingeling, klingelingeling, hier ist der Hermes-Mann.
Uups, was für eine Überraschung, die da Streß verkündet. Das große Kaufhaus im Internet hatte doch geschrieben, daß der womöglich Montag oder auch erst später anklingelt. Gut, daß ich mit dem Frühstück fertig war, konnte ich das georderte Teil sogleich auspacken und inspizieren. Schwierige Kiste, das Ganze, denn seit gestern doktor ich damit rum und bin noch zu keinem schlüssigen Ergebnis gekommen, wie es sich am besten bedienen und nutzen läßt, das neue Objektiv.
Festbrennweite 35/1.4 (macht ca. 55mm an KB-Äquivalent), manueller Fokus, keine Elektronik. Der erste Test bestand darin, Stativ aufzubauen und alle Hauptblenden einmal durchzuknipsen. Erwartungsgemäß gab es die besten Ergebnisse bei Blende 8 bis 11.
Der nächste Test war schwieriger. In der Dämmerung zog ich nochmal los, um die Blende 1.4 zu testen. Deswegen habe ich es ja erworben. Schwierige Kiste, wenn die Augen nicht mehr so fit sind und der Dioptrienregler gerade noch als tolerabel eingestuft wird, denn manuell fokussieren heißt nun mal manuell. Die Schärfe muß im Sucher oder per Display kontrolliert werden. Per Display mit Sehhilfe geht das super, aber das Fotografieren ist unkomfortabel. Durch den Sucher geht es auch manchmal, dann artet es jedoch in ein Glücksspiel aus.
Dafür ist eine andere Geschichte ein Volltreffer, nahezu bei 100%. Ich habe digital noch nie so treffischer belichtete Bilder gehabt. Gerade mal, daß ich per Gradationskurve Kontrast und Helligkeit verändert und die Bilder auf ihre Aussage hin beschnitten habe. Mehr war nicht nötig. Da sind die beiden Zoomobjektive, die ich noch rumschleppe, von ganz anderem Kaliber. Korrekte Belichtung ist da eher Rätselraten vom Kameraprozessor.
Es ist eigentlich noch gar nicht so lange her, daß ich meine MTL 5 nebst 50er Festbrennweite zum Zweitverwerter brachte und 100 Westmark dafür bekam. Ende der 90er war das, vielleicht auch 2000. Elf Jahre ohne Festbrennweite, und man fängt wieder von vorne an. Zooms sind bequem, optisch nicht so gut wie festes Glas, versauen einem allerdings auch den Blick für das Wesentliche, das Fotografieren.
Also habe ich mit Objektiv, ISO und Fotoapparat rumgedoktort, was das Zeug hält, um möglichst noch am Wochenende eine Ahnung davon zu bekommen, wie das Teil behandelt sein will. Die bisherige Trefferquote ist saumies, so um die 15 Prozent. Zu deutsch, von 100 angefertigten Fotos behalte ich 15, der Rest wird wegen Untauglichkeit gelöscht. Seit gestern Mittag habe ich wenigstens 250 Bilder gemacht und penibel studiert. Übrig blieben knapp 40. Ab Blende 4, nehme ich jetzt mal an, würde die Erfolgsquote rasant nach oben gehen, doch ich wollte ja unbedingt die Blende 1.4 austesten. Wer weiß, wozu man die mal braucht.
Dazu, zum Beispiel. Damit ich einige Ergebnisse der Doktorspiele online stellen kann. Alle Fotos Blende 1.4 und ISO 100, Belichtungszeit variabel durch Kameraautomatik.