9. Januar 2012

neues deutsches Feuilleton

Es ist an die 7 Jahre her, daß ich mal im Nordbayerischen, uups, in Unterfranken gemütlich kurte und dortselbst täglich die Sueddeutsche las. In der Woche ging das ruckzuck, doch am Sonnabend las ich mich an dem einen oder anderen längeren Artikel fest. Der war regelmäßig im Feuilleton der Zeitung zu finden, damals offenbar ein außerhalb der Redaktion operierender Journalistenstamm, der so und heute in der Sueddeutschen nicht mehr aufzufinden ist.

Der Staffelstab wurde an die Zeitung "Neues Deutschland" übergeben, wenn ich dem Online-Auftritt Glauben schenke. Alleine in den vergangenen 14 Tagen lassen sich vier lesenswerte Artikel finden, die nicht als McJournalismus dahergeschlichen kommen. Es mag den einen oder anderen befremden, warum gerade diese Zeitung derartige Texte fabriziert. Das entzieht sich auch meiner Kenntnis, kann daher nur vermutet werden. Welche Tageszeitung widmet einer einzigen Person schon eine ganze Seite, so es nicht ums präsidiale Abwatschen geht? Keine. Das ND schon. Welche Zeitung gestattet deutsche Sätze, die über das Niveau einer Note 3 nach Abschluß der 8. Klasse hinausgehen? Wenig. Das ND in Hülle und Fülle.

Wer sich mal gut lesbare Texte reinziehen will, die die eigenen Synapsen klackern lassen, weil sie Reibeflächen bieten, der kann sich ja mal hinter die feindlichen Linien trauen.

Warum Rolf Hochhuth seinen Evangelismus als Schönheitsfehler betrachtet und Gorbatschow in Verruf geraten ist.

Claus Peyman behauptet, Deutsche haben nie wirklich eine Revolution zustande gebracht.

Hans-Dieter Schütt erklärt, wie Hoeneß mal den Wehrdienstverweigerer Breitner vor der Polizei versteckte.

Der Wessi Edgar Selge behauptet, das Ideologische sei doch in der DDR nicht anders gewesen [als im Westen].

Sebstverständlich hält man sich beim Lesen an die Regel, die Rotspoon in einem Kommentar verkündete:

Andererseits sollte mensch so manches Geblubber im föjeton nicht allzu ernst nehmen.

Das gilt auch für das Lob auf Eisenhüttenstadt oder die Behauptung, daß Gender Faschismus ist. Fast jedenfalls. Ungefähr. Nicht das Gleiche, aber ähnlich. Oder so.