Ein nobles Gericht tagt zu noblem Gedicht.
Der Dichter wehrt sich (Spiegel)
Was will uns der Dichter damit sagen?
Seit zwei Tagen grübel ich schon über diese Frage nach.
Und.
Was will uns der Richter drüber sagen?
Ich habe mein Gehirn gemartert, selbst die verborgensten Ecken durchforstet, neue Schaltungen angelegt, bin jedoch nicht fündig geworden.
Doch so ist es wohl im Alter. Entweder will man sich nicht erinnern, oder kann es momentan nicht, oder es gab wirklich nichts, woran man sich erinnern könnte, weil es nichts Erinnerungswürdiges gab.
Auch wenn ich jetzt möglicherweise eine Falschbehauptung aufstelle, so tue ich dies guten Gewissens. So ich mich recht entsinne, wurde ich in meinem Schulbankleben nie mit einer solchen Frage konfrontiert. Kein Lehrer oder Dozent hat es für notwendig erachtet, ein Stück literarischen Schaffens durch diese Frage zu kompromittieren.
Dieses Ungetüm wurde mir erst dadurch bekannt, daß ich dem Geltungsbereich der neuen deutsche Sprachregelung beigetreten wurde. Die neuen Sprachregler, die stellen solche Fragen. Doch auch wenn ich seit 22 Jahren diesem Frageduktus unterworfen bin, könnte ich sie nicht beantworten, da ich nicht weiß, was uns der Dichter damit sagen wollte. Beantworten läßt sich durch mich nur, ob mir der Dichter was sagte, oder die Lektüre dichterischen Schaffens mir was gegeben hat. Oder auch nicht. Wenn dies so war, dann war's auch gleich ein Fall für die Müllabfuhr. Falls mir ein Dichter was zu sagen hatte, dann befindet sich das Gesagte noch in meinem Besitz.
Die Blechtrommel gehört nicht dazu.
Und es gehören auch keine Kurzreferate dazu. Die Zeiten sind vorbei. Auch wenn alle Anstrengungen unternommen wurden, um mir anderes zu verklickern. Noch kann ich Kurzreferat und Gedicht voneinander unterscheiden. Warum eine persönliche Erklärung ein Gedicht zu sein hat, wo gar keines ist, das wird wohl ewiges Geheimnis des politischen Feuilletons bleiben. Es hat so zu sein. Basta. Sie wollen uns wirklich so blöd haben, wie sie es aufschreiben.