10. Juli 2012

Korrektur eines Artikels der Problemzeitschrift

Der Spiegel, das weiß jeder politisch interessierte Bürger, ist eine Problemzeitschrift. Anhand eines Beitrages auf seinem Online-Portal, das leider nicht vom FBI lahm gelegt wurde, seien einige seiner Probleme erörtert.

Manche Gäste sehen danach den umliegenden "Problembezirk" mit anderen Augen.

Ja ja, der Problembezirk. Um welche Probleme handelt es sich eigentlich? Dies unterschlägt die Autorin, da der Artikel um Urlaub machen in Nordmarzahn geht. Es ist somit eher ein Bringsel an die Problemzeitschrift, die die seit Jahrzehnten im Blatt geschriebenen Vorurteile natürlich auch im Jahre 2012 aufgeschrieben haben möchte.

Machen wir mit der Fotostrecke weiter.

Die Pension 11. Himmel liegt mitten im Viertel Marzahn-Hellersdorf, das nicht unbedingt ein Touristenmagnet ist.

Die erste Hälfte des Satzes stimmt nicht, die zweite ist das häßliche Anhängsel, das überflüssig ist, aber nötig, da von der Problemzeitschrift so gewünscht.

Die Pension liegt so ziemlich am letzten Ende von Marzahn, am Stadtrand, und nicht in der Mitte. Ein paar hundert Meter, und man ist in Brandenburg.

Ein paar Bilder weiter.

Vorne die Plattenbauten, dahinter Brandenburg: Im Abendlicht offenbart die Umgebung einen ganz eigenen Charme.

Vorne ist eine ehemalige Poliklinik, die vor sich hin gammelt, da vor einigen Jahren irgendeine Fondsmanagementgesellschaft der Eigentümer wurde, eine Gesellschaft, die ausschließlich und nur der Geldvermehrung zugetan ist und keinerlei Anstalten macht, in das Haus zu investieren. Das hat inzwischen etliche Ärzte und den Apotheker vergrault. Die sind woanders. Und ich muß inzwischen immer 10 Minuten früher zum Zahnarzttermin erscheinen, da der Gang zum Klo auch länger geworden ist.

Hinter der Poliklink sind die als vorne definierten Rückbauten, die früher mal 11 Stockwerke umfaßten.

Das grüne Band im Hintergrund, Wald und Wiesen, das ist meine Standardradelstrecke, der ich gestern Abend wieder mal 30 Kilometer abgerungen habe.

Am rechten Bildrand, das ist wohl nur für Anwohner interessant, befindet sich der 6stöckige Block. Einige Leser des Blogs werden wohl meine frühere Behausung erkennen, oder zu erkennen glauben. Ganz rechts am Bildrand, dunkler abgebildet als der sonnenbeschienene Wohnblock, sieht man Fragmente einer dreistöckigen Schule. Die steht gerade noch so auf Berliner Territorium. Oder wie ich früher zu sagen pflegte, wenn ich die Straßenseite wechsel, bin ich in Brandenburg, was auf die Straße hinter dem Wohnblock zutrifft.

Egal, es geht um was anderes. Hinter der Schule wurde ein riesiges Areal abgesperrt. Wir sind wieder da. Wir, die schottischen Highlander. Bezüglich der Problemzeitschrift hieße das, sie sind wieder da, die Rindviecher.



Hier im Bild die Schule von der Rückfront, schon aus Brandenburg heraus fotografiert.

Das mit dem eigenen Charme, den das Abendlicht zu bieten hat, sieht man nach kilometerlanger Radelei übrigens auch ein wenig anders, denn zumindest das vom Spiegel verwendete Foto ist am frühen Vormittag entstanden. Die sonnenbeschienenen Balkons am rechten Bildrand sind ziemlich genau Südbalkone. Ich muß es ja wissen. Anhand der Beleuchtung der Wolken und Balkone kann ich eidesstattlich versichern, daß das verwendete Foto vor dem Mittag angefertigt wurde und somit mit Abendlicht überhaupt nichts zu tun hat. Oder zumindest genauso viel, wie das Bild vom wiegenden Getreide im Sog der Windräder. Es entstand um 12:33 Uhr in der Spätabendsonne.



Kommen wir zum nächsten Foto, das in (be)trügerischer Absicht für den Artikel verwendet worden ist.

Gebäude in Marzahn-Hellersdorf: Lange dauert von hier die S-Bahn-Fahrt in die Innenstadt, die meisten Touristen kommen nicht auf die Idee, hierhin zu fahren.

Die korrekte Bildunterschrift müßte ungefähr so gehen:

2003: Rück- und Umbau von 11stöckigen Wohnbauten in Marzahn Nord. Eine S-Bahnfahrt bis zum Alexanderplatz dauert ca. 30 Minuten. So die S-Bahn mal fährt. Touristen fahren eher in die Gärten der Welt...

... die dann ab dem nächsten Bild als Top-Sehenswürdigkeit beworben werden. Ich hätte ja für eine Problemzeitschrift wie den Spiegel ein anderes Foto des italienischen Gartens angeboten, auf dem Gärten der Welt und Marzahn in einem Bild zu sehen sind. Vor allem aber eines, bei dem die Lichter nicht ausgefressen sind. Ich weiß sehr wohl, daß es in den Gärten der Welt sehr sehr schwierig mit korrekter Belichtung ist. Besonders gegen Mittag in diese Richtung, wie beim Spiegel verwendet. Aber manchmal geht's. Wenn man sich umdreht.

Gärten der Welt - schaut sie euch an.



Tja, das Elend mit schluderhaftem Journalismus, das hatten wir ja schon einmal hier im Blog.