18. Juli 2012

Motor der Empörungsmaschine stottert

Wer weiß schon so genau, woran es liegt, daß die in deutschen Medien typische Empörungswelle ausbleibt. Nicht mal berichtet wird im deutschen Sprachraum über empörenswerte Dinge. Oder habt ihr in deutschen Medien lesen können, daß die Olympischen Spiele bis in den letzten Zipfel durchmilitarisiert sind?

Ich selber kann mich noch gut daran erinnern, wie schnell hochrangige deutsche Politiker das Maul aufrissen, als es um die demokratische Revolution auf libyschen Boden ging. Habt ihr in deutschen Medien etwas darüber vernommen, was die Huffington Post gestern anhand eines neuen Lynchmordvideos nachwies? Die Turnschuhrevolutionäre waren wenigstens genauso üble Spießgesellen, wie Sarkozy und artverwandte species.

Bevor ihr das anschaut, sei darauf verwiesen, daß das Video mit der fast Leichenschändung Gaddafis üblen grafischen Inhalt (Huffington Post) enthält. Ist nichts für jeden. Oder wie die Dailymail gestern schrieb, üble Bauchrednerei mit einer Leiche.

Da der Sachverhalt nicht gemeldet wird, kann sich auch niemand drüber empören, darüber, was für üble Spießgesellen sich deutsche Politiker als Verbündete auserkoren haben.

So verwundert das folgende ebenfalls nicht, dreist wenn es verquerer Unlogik gezeichnet ist.

SPIEGEL-ONLINE 18. Juli 2012, 16:41 Uhr
Reaktionen auf Anschlag

Merkel fordert scharfe Sanktionen gegen Syrien

Die Anschlag auf die Führungsriege in Damaskus lässt die Lage in Syrien eskalieren.


Nein, Merkel fordert nicht, daß den Terroristen, die Syrien destabilisieren wollen, das Handwerk gelegt wird, sondern schießt Breitseite gegen Rußland, die sich immer noch jener Lösung versperren, die gegen Libyen Erfolg zeitigte, offizielle Kriegserlaubnis durch die UNO.

Die Türken ham's versaut. Die Russen ham's durchschaut.

Da kratzt man sch die letzten Haare vom Kopf und wunderst sich, daß deutsche Journalisten andächtig vor der Merkel sitzen und ihrem Menschenrechtsgestotter lauschen. Nur empören dürfen sie sich nicht drüber, weil die Regierung streng geheim hält, wie sich das deutsche Volk über Syrien zu empören hat.

Bald werden wir's wissen. Eigentlich wissen wir's ja schon. Solange israelische und US-amerikanische Interessen im Spiel sind, solange hat die Bundesrepublik keine eigene Meinung, erst recht keinen Handlungsspielraum. Wenn doch, dann ist das streng geheim oder wird gerade aktenvernichtet, einschließlich der Senfgasbestände, die deutsche Medien in Syrien (er)fanden.

Wo, so frage ich mich besorgt, wo bleibt die bebende Stimme Westerwelles, dem die Geschicke des Weltfriedens so am Herzen liegen? Wo empören sich die hyperventielierende Frau Roth und Genossen? Warum ist der Motor der Empörungsmaschine ins Stottern gekommen?

Es soll Volltrottel geben, die diesen imperialen Totalitarismus für
Demokratie und Meinungsfreiheit halten. Denen ist nicht zu helfen.


Den Volltrotteln, füge ich ergänzend hinzu.

Denn nun setzen wir uns gemütlich in den Sessel und harren der Empörung darüber, daß die Aktenvernichtung in deutschen kriminellen Behörden gang und gäbe ist.

Der Vorgang sei in der Sache gerechtfertigt und die zeitliche Nähe zum Aufdecken der Neonazigruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" um Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe ein Zufall.

Ja, so ein Zufall aber auch.