30. Oktober 2012

Schriftsteller gestattet Polizei-Kontrollen wegen Hautfarbe

Ich weiß nicht recht, doch diese Frage sei mir dann doch erlaubt. Mache ich mich des journalistischen Rassismus schuldig, wenn ich mit meinem Finger auf die üblichen Verdächtigen zeige und sie der Scheinheiligkeit zichtige?

Wir machen mal die Probe aufs Exempel.

Der Spiegel betitelt einen langweiligen Text wie folgt:

Diskriminierung
Gericht verbietet Polizei-Kontrollen wegen Hautfarbe


Nun denn, viel schlimmer ist jedoch, daß er die öffentliche Disputiererei zu dieser Wortmeldung untersagt, indem er das Diskussionsforum für diesen Beitrag gar nicht erst öffnet.

Von der Welt wiederum werden wir auf eine falsche Fährte gelockt.

17:18 | Justiz

Hautfarbe kein Auswahlkriterium für Polizeikontrolle

Deutschland entschuldigt sich bei klagendem Studenten


Und nein! Es stimmt auch nicht, was uns die Genossen der TAZ vertickern wollen.

Urteil zu Kontrollen nach Hautfarbe

Gericht verbietet Polizei-Rassismus


Das Gericht hat nur klargestellt, daß die Aufforderung zur Vorlage von Ausweispapieren nicht an die Hautfarbe geknüpft werden darf.

Man könnte meinen, daß das vor Gericht verhandelte Kontrollverfahren gar nicht existiert, liest man die Welt. Dem war allerdings nicht so. Und Deutschland hat sich auch nicht entschuldigt, höchstens jemand aus dem engeren Betroffenheitskreis.

All das ist aber vollkommen Wurscht. Erst gestern fühlte sich ein Blogautor veranlaßt, das Verhältnis von Thriller, Welterklärmaschine und Realität zu erklären und im Falle der deutschen Verhältnisse auch noch gerade zu rücken. Die Zusammenfassung sei hier noch einmal erwähnt.

Der deutsche Krimi erklärt gar nix, nicht mal, warum der Tote ermordet wurde und wieso der Kriminale das rausbekommen hat. Der deutsche Krimi moralisiert uns eine heile Welt herbei. Damit ist er ein Fall für die Müllabfuhr.

Wenn es der deutschen Thriller schon nicht tut, weil es den nicht gibt, dann weichen wir zwecks Welterklärung auf den norwegischen Kriminalroman aus.

Es waren noch zwei, drei andere Sätze zitierfähig, die Jo Nesbo in seinem voluminösen Schriftsatz von der Erlösung untergebracht hat. Auf S. 23 konstatiert er bezüglich Harry Hole:

...man konnte nicht zwölf Jahre bei der Polizei sein, ohne von der Menschenverachtung angesteckt zu werden, die der Job mit sich brachte. Aber er wehrte sich, das musste man ihm lassen.

Die Aussage, die uns die Welt erklärt, finden wir dann auf S. 137.

... unsere Vorurteile lösen die Fälle. Weil sie nicht auf mangelndem Wissen beruhen, sondern auf trockenen Fakten und Erfahrung...

Würde uns unsere Erfahrung lehren, dass bei den Zollkontrollen ... überdurchschnittlich viele Rollstuhlfahrer mit Drogen in ihren Körperöffnungen geschnappt werden, würden wir auch sie aus ihren Stühlen zerren, Gummihandschuhe anziehen und es jedem von ihnen mit dem Finger besorgen. Wir reden nur nicht darüber, wenn wir es mit der Presse zu tun haben.


Oder, um mal eines meiner liebsten Vorurteile öffentlich zu machen. 95% aller Gefängnisinsassen saßen bzw. sitzen vollkommen zu Recht ein.