Die 488 Seiten umfassende Anklageschrift mit dem Aktenzeichen 3 BJs 162/11-2 liegt der "Welt" vor.
Schreibt die Welt und beüberschriftet dies mit der Behauptung, daß Frau Zschäpe in Wirklichkeit die heimliche Drahtzieherin war.
Hatte ich in diesem Blog schon mal erwähnt, daß ich in einem meiner früheren Leben ein unheimlicher Drahtzieher war? Ganz offiziell, als zwangsarbeitendes Kind in der DDR-Kabelindustrie, genauer gesagt im Kabelwerk Köpenick, wo ich in unzähligen Nachtschichten mein Taschengeld aufbesserte, indem ich den drahtziehenden Maschinenpark überwachte, um bei schrottiger Funktionslage doch eher den Meister zu rufen.
Das wäre ja auch noch so ein dunkel beziffertes Kapitel aus Zeiten seliger DDR-Existenz. Was glaubt ihr denn, wie viele Kinder in der DDR ihr Leben als Taschengeldaufstocker fristen mußten? Und dann auch noch in unzähligen Nachtschichten.
Ich weiß also aus eigener Erfahrung, was ein Drahtzieher ist, war ja selber mal einer. Nicht ganz, eher eine Aufsichtsperson für die Drahtzieher, aber das läuft wohl im jetzigen Rechtssystem auf die gleiche moralische Verwerflichkeit hinaus.
Was wollte ich jetzt gleich anklagen? Ach ja, den Leyendecker, der mal wieder schlampig recherchiert und aufgeschrieben hat, so daß ich nur Bahnhof verstehe.
Das am 5. November von Generalbundesanwalt Harald Range unterzeichnete und als vertraulich eingestufte Werk, das die Süddeutsche Zeitung inzwischen zu lesen bekam, ist 488 Seiten stark.
Vielleicht ist es ja auch 488 Seiten schwach? Wer weiß denn schon, was für Schwachsinn der Bundesanwalt da hat reinschreiben lassen? Die Welt deutet ja an, um was für einen Schriftsatz es sich in Wirklichkeit handelt.
Sie wimmelt vor solchen vermeintlichen Kleinigkeiten, Splittern nur, die die Staatsanwälte zu einem Mosaik des Terrors zusammenführen.
Doch weiter mit dem Leyendecker. Der schreibt doch wirklich über das Werk, das die Süddeutsche Zeitung zu lesen bekam.
Soso, die Süddeutsche Zeitung bekam was zu lesen.
An der Stelle habe ich aufgehört, da der Sinn der Veranstaltung klar ist, durchsichtig wie das Neglige einer Hure.
Die Medien werden vorab auf Vordermann gebracht, indem ihnen das Konvolut durchgestochen wird und eine deutschlandweit einheitliche Medienmeinung über den anstehenden Prozeß den öffentlichen Diskurs bestimmt.
Die Qualitätsmedien sind letztlich auch nur Huren. Im konkreten Falle lassen sie sich von den Herren der Bundesanwaltschaft befummeln. Wenn es ihnen gefällt, dann sollen sie es tun, aber ohne mich.
Und die Sueddeutsche? Die bekommt wie bisher nur meine Rosette zu lesen.