28. Dezember 2012

NSU: Brisante NSU-Akten sollen rekonstruiert werden

Seit Monaten arbeitet die Fraunhofer Gesellschaft an Software, die die Unter­lagen wiederherstellen soll, die Beamte des Verfassungsschutzes, des MAD, BND und BKA 2012 zerstörten. Dazu gehö­ren auch Säcke der Terror-Abteilung vom Verfassungsschutz.

Mehr als ein Jahr nach dem Tod von Böhnhardt und Mundlos soll 2013 die groß angelegte Rekonstruktion zerrissener BfV-Unterlagen per Computer beginnen. "Wir hoffen, dass die Entwicklung der schwierigen Technik abge­schlossen wird und die Testphase beginnt", sagte der Bundesbeauftragte für die NSU-Untersuchung. "Die digital zusammengefügten Dokumente werden die Aufarbeitung voranbringen." An der weltweit einmaligen Technologie arbeitet das Fraunhofer Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik.

Nach dem Todesfall hatten die bundesdeutschen Geheimdienste massenhaft Unterlagen vernichtet und vernichten wollen. Beamte zerrissen zum Schluss Akten per Hand, weil die Reißwölfe heiß liefen. In mündlichen Anordnungen hieß es, dass "belastendes Material zu vernichten und Vertrauenspersonen (VP) zu schützen" seien. Parlamentarier versuchten zu retten,was nicht mehr zu retten war.

Bislang wurden per Hand anderthalb Blätter wiederhergestellt. Laut Fraun­hofer Institut bräuchten 3 Leute für das manuelle Zusammenfügen aller Schnipsel 60 bis 80 Jahre. Mit speziellen Scannern und einer E-Puzzler-Software sollen künftig per Computer die Fetzen zusammengefügt werden.

In der Testphase solle der Inhalt von 4 Säcken entschlüsselt werden. Darunter seien auch 1 Blatt aus der Spionage-Abteilung des BND. "Mit den rekonstru­ierten Akten kann es einen Schub geben bei der Aufklärung über das Wirken der BRD-Geheimdienste im Nazi-Milieu", sagte er. Gerade zur Arbeit der Ge­heim­dienste im NSU gebe es große Lücken in den Akten. Vieles sei vernichtet worden.

Nach den Vorstellungen von Antifaschisten soll die Innovation auch der Öf­fent­lichkeit gezeigt werden. Eine nicht mehr genutzte konspirative Woh­nung des Verfassungsschutzes könne sich so zu einem Campus der Demo­kratie, zu einem Ort des Lernens am authentischen Ort entwickeln.