25. Januar 2013

Nichtraucher sterben später

SPIEGEl-ONLINE 24. Januar 2013, 19:24 Uhr
US-Studien

Rauchstopp vor dem Vierzigsten bringt neun Jahre mehr

Von Dennis Ballwieser


Ich könnte jetzt eine Menge aus eigenem Erleben zu diesem Artikel aufschrei­ben, verweise jedoch nur darauf, daß ich mit dem Rauchen aufgehört habe, ohne mir darüber den Kopf zerbrochen zu haben, ob ich überhaupt 9 Jahre länger leben möchte. Genau das ist das Problem solcher Studien, daß sie vollkommen ungeeignet sind, auf das Individumm heruntergebrochen zu werden, denn wer aus dieser statistischen Masse in den Genuß der 9 Jahre kommt, das steht erst später fest, wenn es in den Sterbebüchern steht.

Ein Argument, das nur "zwischen den Zeilen" zu lesen ist, sei deshalb von mir in Klartext in die Debatte geworfen. Wenn man die finanziellen Mittel, die z.B. für AIDS-Forschung oder fraulicher Brustkrebsforschung usw. in gleichem Umfang auf die Untersuchung der Atemwegsorgane des Volkes aufgewendet werden würden und ca. 1/3 der Untersuchten das Rauchen aufgäbe und zu einer gesünderen Lebensform fände, dann wäre der volkswirtschaftliche Nutzen um Größenordnungen höher als in den beiden Beispielfeldern. Atem­weg­screening brächte dem Land deutlich mehr als Brustkrebsscreening.

Das würde zwei Be­kenntnisse bedingen, die so für die Politik nicht die Bohne in Frage kämen. Erstens müßte die Politik deutlich sagen, daß man lieber jährlich hunderte Tote durch HIV-Infektion in Kauf nimmt, dafür aber mit billig Aufwand tausenden das Leben rettet. Man müßte zweitens zugeben, daß es keine so exorbitanten Profitraten nebst Fördergeldausschüttungen gibt wie in der AIDS- oder Krebsforschung.

Daß die Politik das sehr wohl macht, steht außer Frage. Sie nimmt jährlich tausende Opfer billigend in Kauf, die in der Folge von Verkehrsunfällen sterben, ohne an diesem Zustand was zu ändern.

Beispiel Falschfahrer. Jeder Falschfahrerunfall läßt kurz die Diskussion wieder aufblitzen, daß was getan werden muß. Der Aufwand, Unfälle durch Falschfahrer zu vermeiden, steht in keinem Verhältnis zum Nutzen, also, das Leben von 20 Menschen durch Unfallvermeidung zu verlängern.

Ich mache mich erst mal zu einer lebensverlängernden Maßnahme auf, die mir hoffentlich viel Spaß und fotografische Gelegenheiten bieten wird. Nur die besten kur'n im Westen.