13. Februar 2013

der alte Mann am Meer, die Ausländer und sein Haus

Der alte Mann am Meer stand wie jeden Abend am Meer und schaute heute keinen Sonnenuntergang, sondern Dunkelwerden. Seine Nachbarin, 5 Häuser weiter oder so, war ebenfalls vor Ort, so daß sich ein Gespräch über Gott und die Welt ergab. Sagen wir mal, die ältere Dame sei aus der Türkei, ihr Mann ebenfalls und sie haben sich hier, auf der Insel, ein gar nicht so kleines Haus mit ihrer eigenen Hände Arbeit errichtet, vermieten in den wärmeren Monaten an Gäste und bessern sich so die Rente auf.

Der alte Mann stellte mich, meinen Lebenslauf, meine Hobbies und so weiter vor, so daß ich die dritte Person in der Runde war.

Die Dame ging dann, Sonne gab es ja nicht zu kucken.

Eine sehr nette Dame. Ihr Mann war auch Maurer, hat viele Häuser hier auf der Insel gebaut.

Wenn Ausländer freundlich sind, dann habe ich ja nichts gegen sie. Aber wehe, wenn sie unhöflich oder kriminell sind. Ich würde die dann sofort ins Flugzeug setzen und ab mit denen, wo sie herkommen. Unterwegs würde ich sie dann abwerfen, aber ohne Fallschirm.


Ich erwiderte, ich war mal in Vietnam auf Urlaub, kurz nach Beendigung des Krieges, das haben die Amerikaner genauso gemacht und nichts gewonnen. Menschen be­han­deln geht anders, auch bei Kriminellen. Dann haben wir uns wieder dann Alltagsproblemen der Fotografie und des schlechten Wetters gewidmet, ehe ihm fror und er nach Hause wollte.

Er griff sich sein Radel, wie gingen ein Stück des Wegs, und gerade als ich meinen Abzweig gen Hütte einschlagen wollte, fragte der alte Mann unweit vom Meer:

Soll ich ihnen mal mein Haus zeigen? Ist ja nicht weit, da vorne. Meine Frau hat heute Rommé-Tag, die kommt erst nach 8.

Tja, Leute, und so habe ich vom Dachgiebel via Ferienwohnungen, 2 Stück, Wohn­zimmer, Schlafzimmer, Küche, Aufenthaltsraum für Gäste, Hobbykeller, Hei­zungs­keller, Bad usw. alles einer halben Stunde kennengelernt, ein Haus, das der alte Mann vor 47 Jahren vollständig alleine hochgezogen hat, Elektro und Installationen mal ausgenommen, es binnen 10 Jahren abbezahlte und stolz darauf, daß das alles seins ist. Sein Leben ist sein Haus, sein Gang zum Meer und die Vorfreude darauf, da bald Mai wird, denn dann kann er endlich viertel nach Sieben baden gehen, bei 12 Grad.

Wenn im März schonmal der eine oder andere Sonnentag das Leben beglückt, dann singt er immer "Komm lieber Mai und mache..."

Irgendwie verrückt, diese Nordfriesen, die es nach 1945 aus Stettin hierher ver­schla­gen hat, oder die Türken, denen es ähnlich erging und denen des Abends, am Strand, beim Sonnenuntergang Herz und Zunge überlaufen.

Der Liter Heizöl kostet damals 9 Pfennige, heute ein Euro. Dafür hat er jetzt Solar auf dem Dach, damit wenigstens Warmwasser kostenlos ist.