13. September 2013

Der Mörder lag im Krankenhaus



Heise macht es kurz und möglicherweise so, wie es Dolby gefallen hätte.

Zum Tode von Ray Dolby: Ruhe, bitte!

In einem anderen Fall wird gelogen und betrogen, selbst über die letzte Minute des Lebens hinaus.

BILD eiert sich durch ein Lebensende, das so selbstbestimmt und selbstbewußt war, wie das Leben selbst. Heißt es gestern um 21:58 Uhr

Der große Schriftsteller ... starb völlig unerwartet am Donnerstagabend in Leipzig.

um in riesengroßen Lettern heutigen Tages um 10:39 Uhr nachzufragen

Warum sprang der Dichter in den Tod?

Ganz einfach, weil er den letzten lichten Augenblick seines Lebens für eine klare Entscheidung nutzte. So, wie es meine Tante vor einigen Jahren im Alter von 88 Jahren tat. Er bestimmte, wann und wie es zu Ende geht. Da es in Deutschland wegen der geltenden Gesetze nur auf diese Art möglich ist. So wählte er den spektakulären Abgang, da der Gesetzgeber alle anderen verboten hat.

Die Zeit lügt uns schamlos auf die Monitore

Mit 87 Jahren ist der Schriftsteller Erich Loest gestorben.

Nein, ist er nicht. Er hat sich im Alter von 87 Jahren verstorben. Das wäre eine der Wahrheit nahe kommende Aussage.

Und, was noch viel schlimmer ist, er war weder ein geradliniger, noch ein feinfühliger Schriftsteller, wie Die Zeit Herrn Neummann entlockte, schon gar nicht ein Vorkämpfer für Freiheit und Demokratie, wie ein Herr Knabe glaubt, labern zu müssen.

Erich Loest ist genau soviel oder sowenig das gute Gewissen deutscher Literatur, wie Grass, Böll, Wallraff, Neutsch oder Kant.

Es stimmt auch vorne und hinten nicht, was mia/dpa für den Spiegel salbadert.

... Loest [habe] vielen Menschen in ganz Deutschland ein realistisches Bild der DDR als bürokratischer Diktatur vermittelt...

Hat er nicht, denn der Kreis seiner Leser war schon begrenzt. Er konnte vom Schreiben leben, viel mehr noch von den Honoraren seiner Reden. Übers Schreiben und über sein Lebensschicksal, denn er hatte sich dessen Vermark­tung zum Lebensinhalt gemacht. Erich Loest war einen Großteils seins Lebens ein verbitterter, wütender mann, der seinen Frust in Worte zu gießen wußte.

Viel schlimmer ist jedoch die Unterstellung, ein Literat könne ein realistisches Bild von irgendetwas vermitteln. Kann er nicht. Loest konnte kein realistisches Bild von der bürokratischen Diktatur in der DDR vermitteln. Oder es wies jenen Realismus auf, den auch Günter Wallraff in seinen Büchern über die bürokratische Diktaur der BRD aufzuschreiben pflegte.

Einzig n-tv fühlte sich schon gestern in schlechtestem Deutsch der Wahrheit verpflichtet. Die beiden Komponenten der Aussage haben semantisch wenig miteinander zu tun. Wir wissen aber, was n-tv uns mitteilen möchte.

Leipziger Schriftsteller begeht Suizid: Erich Loest ist tot

Genau. Der Mörder lag im Krankenhaus und brachte sich selbst um.

Der Mörder saß im Wembley-Stadion