Trudelt hier eine SMS ein, sie seien alle gut angekommen und leben sich jetzt ein. Ich bekomme mit meinen kümmerlichen Telefon-Fähigkeiten gerade noch so ein "Maxl lebt noch" als Antwort abgeschickt.
Und er war heute sensationell drauf, auch wenn ich ihn am Abend vom Fußboden einsammeln mußte, was allerdings ein Ausrutscher seinerseits war, kein Streß.
Ich kenne keinen zweiten Menschen, der die Freiheit so liebt wie Maxl. Meistens jedenfalls, denn je länger die Nächte, desto träger der Maxl. Früh, beim in den Tag reintuckern, da unterscheidet er sich in keiner Nuance von seiner temporären Aufsichtsperson. Ich sperre die Käfigtür auf, bleibt der sitzen und träumt sich erst mal einen schönen Tag herbei. Wenn er dann langsam auf Touren ist, geht es gemütlich raus, auf sein Grundstück.
Freunde werden wir wohl nie, denn gestern mußte ich ihn etwas jagen, damit er irgendwo landet und gegriffen werden kann. Dann schnell in den Käfig und zugesperrt. Fertig haben.
Das Ritual, das er mal gelernt hat, geht aber anders und war mal stringent freiwillig und von ihm gewollt. So gegen 19 Uhr, in der anderen Zeitzone um 18 Uhr, wird das in-den-Käfig-geh-Ritual inszeniert. Das bedeutet: alle Utensilien auf dem Dachgarten werden entsorgt, der Wassertrog wird mit frischen Wasser aufgefüllt, der Speisenapf mit erntefrischen Körnern bestückt, alles so, daß er es genau beäugen kann. Dann marschiert er freiwillig in den Käfig, streßfrei, der kann zugesperrt werden, und gut ist.
Funktioniert schon seit Jahren nicht mehr. Außer heute. Ich hatte mich schon zum nachmittäglichen Kaffe gewundert, daß er sich angsfrei nicht mal einen Meter an mir vorbei mogelte, um an seinen Futternapf zu kommen. Eigentlich ist es ein Ding der Unmöglichkeit, da er immer davon ausgeht, eingesperrt udn für die Pfanne vorbereitet zu werden.
Im übrigen macht er das häufig, zur gleichen Zeit essen wie die großen Vögel, sofern die Luft rein ist, denn wenn die futtern, können sie ihm nicht die Federn rupfen.
Ich inszeniere also pünktlich das Ritual, auf einmal ist das kleine Federknäuel mit Übereifer dabei und will auch noch gleich alles besser als nötig machen. Dreimal war er schon im Käfig und hüpfte immer wieder raus, weil ich nicht so schnell war, wie er wollte. Als dann alles perfekt war, machte er sich wieder auf den Weg und rutscht ab. Habe ich ihn eingesammelt und gleich vor den napf gesetzt. Dafür hat er mich heute bei der Lebensrettung nicht gebissen.
Seine Disziplin wird dahingehend honoriert, daß er kein Tuch mehr über den Käfig gezogen bekommt und in der guten Stube nächtigen darf. So kann er alles sehen, was um ihn rum passiert. Er ist so die Ausgeglichenheit und Ruhe in Person.
Nur wenn die Adler am Fenster vorbeifliegen, merkt man, daß er eigentlich eine Kampfdrohne auf Fronturlaub ist. Dann wird solange gekeckert, bis die Luftschlacht gewonnen ist. Bisher hat Maxl alle gwonnen. Glaubt er jedenfalls.
Im Video: Maxl berichtet aus seinem Urlaub, so wie er die ganze Zeit das Klappern der Tasten als Musik empfand und ebenfalls munter drauf los geschwätzt hat.