16. September 2013

unter Lügologen

die unheimliche Macht der Meinungsforscher

Es ist schon ein schwierig Ding mit der journalistischen Soziologie, da nichts einfacher ist, als sich Zahlenkonvolute von Forsa und artverwandter species zukommen zu lassen, diese mit ein paar Bildern aufzuhübschen, zwei knackige Bemerkungen zu machen, und fertig ist der zahlentheroetisch gestützte Beweis. Das macht die Soziologie kaputt. Der Journalismus ist es längst.



Nein, das war nicht die kurioseste Meldung der Woche. Offensichtlich war der abschreibende BILD-Praktikant sturzbesoffen, als er diese Meldung zwecks Massenkompatibilität umdichtete.

Menschen, die glauben, sie seien besoffen, glauben auch, sie seien attraktiv. Das war das Ergebnis einer soziologischen Stichprobe, die in dieser griffigen Zusammenfassung erst mal nicht von der Hand zu weisen ist, von den Medien jedoch als wenig massentauglich eingestuft und deswegen umgedichtet wird.

Dann gehen wir mal in die Vollen und stellen den mitlesenden Journalisten eine Aufgabe, über der sie sich ihre Bleistifte zerbrechen sollen.

Was suchen und wollen Männer eigentlich wirklich?

Nicht die besoffenen, sondern überhaupt. Der Schwierigkeitsgrad ist exorbitant hoch, denn dazu müssen vershiedene soziologische Studien zusammengeführt, normalisiert, interpretiert und volkstauglich umgeschrieben werden. Es folgen in Stichpunkten die grundlegenden Aspekte, die zu berücksichtigen sind.

Männer suchen reiche Frauen, deren Speck sie behandeln können, bei allem Respeckt.

Männer wünschen sich finanziell unabhängige Frauen, berichtet RP-Online am 10.09.2013. Anderweitige Abhängigkeiten sind bei derlei Beziehungstyp dann schon mal drin.

Viele Frauen sehen das gänzlich anders. Noch immer steckt die Potenz des Mannes nicht vorne, sondern hinten in der Hose, meldet die BZ am 05.09.2013, was die beiden oben zitierten Studien konterkariert, da praktisch unmöglich bis schwierig umsetzbar macht.

Frauen ist Geld viel wichtiger als guter Sex

Soll das heißen, Männer dürfen es im Bett schon mal hängen lassen, solange das Konto in den schwarzen Zahlen steht? Es bleibt im Nebel der erhobenen Daten nebulös.

Die Wirtschaftswoche wiederum teilt uns am 06.09.2013 mit, daß Männer eifersüchtig auf erfolgreiche Frauen sind. Das Ego der Männer leidet unter dem Erfolg ihrer Frauen. Das würde den Inserenten oben möglicherweise in Schwierigekeiten bringen, so er eine erfolg- und reiche Willige für seinen Respeckt findet.

Auch das Leib- und Magenblatt des Wartezimmervolkes beteiligt sich am Männerrätsel und nadelte sich einen Aspekt aus dem soziologischen Heu­hau­fen. Dort hat ein afp/vet die erhoben Daten am 10.09.2013 zu dieser Tatsachenbehauptung umgedichtet.

Bügeln, waschen, Kinder erziehen, damit kann man locker seine Tage füllen. Immer weniger junge Frauen wollen das, ein gut bezahlter Job ist ihnen wichtiger. Das passt auch den Männern: Sie mögen nicht mehr die Alleinverdiener sein, zeigt eine Studie.

Der Quelltext der Seite weiß ergänzend mitzuteilen:

Studie: Männer wünschen sich keine Hausfrau mehr - SPIEGEL ONLINE,

was im realen Text als beüberschriftete Todesarie daherkommt.

Die Hausfrau stirbt aus



Die knackigste Umdichtung eines soziolgischen Standardwerkes liefert wie immer die BILD. Hieß es noch im Original, heißt es im Quelltext der Seite immer noch,

Mission Partnersuche: Frauen wollen lieber Nesthocker als Geizhälse

so wurde es mehrfach umgeschrieben, bis man sich auf die tagesaktuell gültige Formel geeinigt hat, ohne den Quelltext zu verändern, so daß diese Behauptung im Kleingedruckten noch vorkommt.

Ohne Moos nix los | Frauen wollen keine Kerle ohne Kohle

Was also suchen und wollen Männer wirklich?


Suche reiche Frau, arm bin ich selbst.

So, der aufmerksame Leser des posts, sie natürlich auch, kann jetzt in Bruch­teilen einer Sekunde die Antwort auf die Frage bezüglich der Ein­gangs­grafik erteilen, die den Meinungsforschern eine unheimliche Macht attestiert. Was stimmt hier nicht?

Wenn das Reisebüro des Blogs was zu sagen hätte, dann würde sie den Autoren der Welt zu dieser Bäuerin nach Österreich schicken, die ihre Klienten mit der Peitsche auf's Feld begleitet, wo sie auf allen Vieren Kartoffeln einsammeln müssen.

Diesmal würde die junge Frau den Arbeitsklaven neben der physischen Pein auch eine intellektuelle bereiten und nach jedem Peitschenknall die Frage auf den Acker werfen, wer in Deutschland eine unheimliche Macht hat.