23. November 2013

Frau Sibylle: von Physiplatsch und Neutrinchen

Physiplatsch und Neutrinchen, für alle, die sie nicht kennen, das sind die beiden Zustände Atominos, je­ne possierlichen Figuren, die großen Erwachsenen er­klä­ren, wie die Welt der kleinen Atome funktio­­niert.

Nun kommt an einem vernebelten und heftig einge­grauten Samstag Frau Sibylle dahergeschlichen und macht den Vorschlag, im deutschen Fernsehfunk alsbald die Pflichtsinge durch Pflichtphysik auszu­tau­schen, auf daß wir alle schlauer werden.

SPIEGEL-ONLINE 23. November 2013, 10:57 Uhr
Deutsches Fernsehen

Blöd kauft blöd

Eine Kolumne von Sibylle Berg

Was wäre eigentlich, wenn jemand das deutsche Fernsehen revolutio­nie­ren und Physiksendungen statt Castingmüll senden würde? Vermutlich wären wir dann auf einmal viel zu schlau für die Werbung, mit der man uns zu verdummen sucht.


Frau Berg, das bringt nichts, gar nichts, wie etwas Blättern in ihrem Physik-Magazin offenbart hätte.

SPIEGEL-ONLINE 22. November 2013, 09:17 Uhr
"Neue Ära"

Weltgrößter Detektor fängt kosmische Neutrinos

In der Antarktis haben Forscher 28 hochenergetische Neutrinos nachge­wie­sen.


Diese Meldung dürfen sie auf SPON nicht kommentieren.

Nicht 37, nicht 19, es waren exakt 28 Stück dieser Neutrinos, hochenergetisch auch noch, auf diese Feststellung legen wir Wert, 28 energiegeladene Teilchen, die man mit einem milliardenteuren Gerät in der arschkalten Antarktis hat ein­fangen können. Der Rest der Neutrinos ist noch auf der Flucht, aber die haben sie auch bald. 28 dieser possierlichen Einzelteilchen haben sich auf ihrer Wan­de­rung durch das riesengroße Weltall zufälligerweise genau dahin verirrt, wo sie diesen Fänger im Eis hingebaut haben. Pech für die göttlichen Teilchen. Das war's wohl mit ihnen, denn sie wurden just in dem Augenblick in Gefan­gen­schaft genommen, als der Verlängerungsantrag für das Projekt zur Ent­scheidung anstand.

Die Kollegen im Geiste aus dem Heise-Verlag haben sich wenigstens getraut, ein Foto zu veröffentlichen, wie so ein Neutrino aussieht. Das haben sich die Glaubensphysiker des Spiegel nicht getraut. Doch nachdem die Agentur für keine Nachrichten den Sachverhalt bestätigte, spricht nichts mehr gegen das Beweisfoto, denn sie haben es beobachtet. Wirklich.

Mit einem riesigen Detektor im ewigen Eis der Antarktis haben Forscher erstmals energiereiche Neutrinos aus den Tiefen des Kosmos beobachtet.

Frau Berg, egal was sie im deutschen Fernsehfunk zwecks Volksbespaßung austauschen, oder wen: Das ist egal. Wir werden auch zukünftig für blöd verkauft. Heute von den Neutrinofängern und morgen von den Globuli­phy­si­kern.

Was der Kern der Globuliphysik ist, möchtet ihr gerne wissen? Nun, die Globuliphysik kann Milliarden von Dollar und Euro einfangen, die Elemtarteilchen aus unserem Alltag, unserem Lebenskosmos. Nicht nur 28.

Da stimmen wir doch glattweg in den Chor der Verblödungsmedien ein:

Geburtsstunde der Neutrino-Astrologie: Detektor in Antarktis fängt 28 göttliche Teilchen aus dem All

Fragen sie Frau Sibylle? Lieber nicht!

Die AG Junge Physiker des Blogs zieht sich jetzt zu Beratungen zurück, um in den nächsten Tagen mit einer Vorhersage wieder aufzutauchen, da es für die Entdeckung des vorhergesagten Elementarteilchens einen gut dotierten Preis gibt. Ratet mal, welchen.