Per öffentlichem Aufruf erbat der berlinpankowblogger kürzlich Antwort auf drängende Fragen und hatte dabei unter anderem auch Die Anmerkung um Hilfe zur Klärung seiner Probleme gebeten, die, so gestehen wir, nicht unsere sind, die jedoch, so räumen wir ein, als willkommener Anlaß dienen, mit der Mär der Entweder-Oder-Fragen aufzuräumen, da zuweilen nur Schnappmaulantworten möglich sind, weil nichts zu beantworten ist, wir also die Gelegenheit haben, ein Leben außerhalb der Alternativen zwischen dem Ent und Weder darzustellen, in groben Zügen jedenfalls, anhand der großen Welt, des kleinbürgerlichen und großkotzigen Deutschland.
Erst als ich aus Pankow wegziehen mußte, meinen Eltern hinterher, die in Köpenick eine wohlfeile Wohnung zugewiesen bekamen, um die ganze Rasselbande deutlich komfortabler unterbringen zu können, erst da fing Musik sein Eigenleben im eigenen Leben an, da die räumlichen Gegebenheiten der neuen Wohnung es zuließen. Gleichzeitig fand ein Schulwechsel statt, der mit dem Umzug nichts zu tun hatte. An der neuen Schule wurde gedealt, was die Westverwandtschaft oder das Amigapreßwerk an unverkäuflichen Musterplatten hergaben, allerdings nicht Chris Doerk und Frank Schöbel, sondern Beatles und Stones.
Die alle Schülerwelt bewegende Frage lautete damals, als es die Beatles schon längst nicht mehr gab: Für wen bißt'n, Beatles oder Stones?
Die Antwort war eindeutig, Beatles, denn im damaligen Freundeskreis gab es nur Platz für die vier. Die Stones waren bäh, auch wenn sich im späteren Lebensverlauf herausstellte, daß es mit der Musik der Stones keine Probleme gab, Paul McCartney als Beatles-Ersatz live gehört wurde, die Stones auch, also ein friedfertiges Nebeneinander möglich war und ist, auch wenn den Beatles auch heute noch der Vorzug gehört.
Während der Weltfestspiele 1973 hörte ich, wenn nicht das letzte, so eines der letzten ganz großen Live-Konzerte von Renft, genau an der Stelle des Alex, an der heute das Kino Cubic steht. Alle waren gut drauf, die Band war schweinegut und war auf einmal nicht mehr. Puhdys oder Renft, so lautete die Pistole auf der Brust, kapriziert man auf die kleinbürgerlichen Deutschen, wobei die Antwort in diesem Falle Renft lautet, ohne wenn und aber.
Jahrzehnte später fuhr der Autor des posts etwa 5 Stunden lang in einem voll besetztem Auto gen Berlin, saß hinten rechts und wurde aus dem dortigen Lautsprecher mit dem Kreuzzug ins Glück malträtiert, auf daß er Ohrenschmerzen, überhaupt Schmerzen bekam und die Toten Hosen, die er in diesem Auto zum ersten Mal hörte, somit oberscheiße fand, was uns zur nächsten Entweder-Oder-Frage führt, mit denen die guten Musikgeschmäckler fürderhin konfrontiert werden sollten, da wir uns inzwischen im großdeutschen Nachkriegsdeutschland befanden. Hosen oder Ärzte? Beide. Gleichermaßen. Da waren wir dann lernfähig genug, denn in Großdeutschland ist Platz für zwei gute Bands.
Dreimal Musik, dreimal Entweder-Oder, drei unterschiedliche Lösungen.
Es ließen sich viele andere Beispiele ähnlicher Art zur Darstellung der Problematik finden, doch die Zeit läuft uns weg. Um Antworten ward gebeten, also sputen wir ins mit diesen und erteilen sie besten Gewissens.
1. Picard oder Kirk?
Sciencefiction hat mich nie vom Hocker gerissen, weder als Film noch als Buch.
2. Pils oder Hefeweizen?
Weder noch, zur Zeit entweder selbst gepreßte Fruchstsäfte oder Thymian. Zum Thymian in den nächsten Tagen mehr, da läuft noch ein Test.
3. Lufthansa oder Ryan Air?
Air Berlin oder Condor, je nachdem, wer gerade nach Kanarien fliegt. Soweit bekannt, schneidet die Condor hier besser ab, denn da gibt es ein warmes Essen, bei dem Mehdornschen Pleiteflieger nur noch ein belegtes Brötchen. Wat solls 'n sein? Keese oda Wurscht?
4. Zur Gans: Klöße oder Salzkartoffeln?
Klöße, ganz eindeutig. Grüne, die vogtländischen. Als kleines Männel habe ich da locker 4 Stück verdrückt. Heute reicht einer plus Pute. Wenn ich mich recht entsinne, wurden die Kartoffeln gerieben, die Masse in einem Leinentuch per Hand ausgedrückt, das Stärkewasser für's Kochen benutzt, die Kullern ohne was drin geformt, dreißig Minuten gegart, und am Schluß kamen lindgrüne Kullern aus dem Topf. Es kann sein, daß die geriebenen Kartoffeln zu einem Teil mit gekochten gemischt wurden und diese Masse ausgedrückt wurde, keinesfalls jedoch im Verhältnis 1/3 zu 2/3. Mir ist nur in Erinnerung, daß das alles eine scheiß Arbeit war, das Ergebnis aber fürchterlich gut geschmeckt hat.
Nachtrag. Später wurde das mit elektrischer Küchenreibe gemacht, fällt mir noch ein. Die Kartoffelmasse kam dann in so eine Art Wäscheschleuder, wahrscheinlich auch Bestandteil dieses elektrischen Küchenwunders, die stärkehaltige Flüssigkeit wurde ausgeschleudert und gesammelt, um sie dem Kochwasser beizugeben, die Klöße geformt, gekocht und ruckzuck verzehrt, so gut waren die. Das im Link abgebildete Teil könnte es gewesen sein.
5. Wacken oder Karneval?
Wenn, dann Wacken. Ansonsten habe ich einmal den Sommerkarneval zu Köln, den CSD, erlebt. Muß nicht nochmal sein.
6. Das Blog oder Der Blog?
Mal so, mal so. Kommt halt vom Logbuch bzw. the weblog. Es heißt ja auch der Blogger oder die Bloggerin.
7. New York oder San Francisco?
Keine Ahnung, welcher Flugplatz günstiger liegt, um in reizvolle Landschaften zu kommen. Die Städte interessieren mich nicht. Wenn ich gefühlt eine Million geschäftige und vorlaute Menschen erleben will, fahr ich zum Alex. Die Gegend am Zoo ist ja so gut wie tot. Davon abgesehen sind 10 Stunden Flug gesundheitlich entschieden zu viel. 5 Stunden ist mittlerweile die magische Grenze. Es hülfen auch keine Schlaftabletten von einem guten Doktor, denn schlafen kann ich immer gut.
8. Altbauwohnung oder Eigenheim?
Wenn es eine nicht wärmegedämmte Altbauwohnung ist, dann diese, ansonsten bequemer und nichts missender Neubaubewohner. Im betreuten Deutschwohnland jedoch scheiß wärmeisoliert, so daß die Luftfeuchte in der Wohnung selten über 25% ist. 50% wären ideal.
9. HIMYM oder SAMCRO?
Ich kucke kein Fernsehen, keine Ahnung.
10. Foo Fighters oder Andrea Berg?
Foo Fighters. Die Frage war jetzt nicht ernst gemeint. Oder doch?